FU KARTEI

Die Fu-Kartei: eine offensichtlich im Zuge des Fu-Projekts angelegte Personenkartei. Verwaltet wurde sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Iris, der Projektassistentin – zu erkennbar ist ihre Handschrift in den beigefügten kurzen Bemerkungen. Wie sie entstand, wie sie in meine Hände gelangte, das alles soll hier unerörtert bleiben. Ich gab mein Ehrenwort, über diese Dinge Stillschweigen zu bewahren. Nun denn, ich will es bewahren für alle Zeit.

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Die Fu Kartei weist, ursprünglich wohl den labyrinthischen Bestimmungen des Datenschutzes geschuldet, ein paar Eigentümlichkeiten auf, die auf eine nicht ganz professionelle Handhabung schließen lassen.
Zunächst zur Terminologie: ›FuP‹ heißt vermutlich ›Fu-Projekt-Proband(in)‹ oder, knapper, ›Fu-Partizipant‹ und bezeichnet damit wohl den Personenkreis, der aktiv die Dienste der VeränderBar in Anspruch nehmen konnte (und wohl auch in Anspruch genommen hat).
Relativ lax werden die akademischen Titel beziehungsweise Ränge behandelt. Auf den Karteiblättern geht es zu wie im wirklichen Leben. Unerbittliche Professorendarsteller tragen den Titel auch dann noch, wenn sie in Strümpfen und Unterhose vor dem Betrachter stehen. Sympathieträger behalten ihr ursprüngliches Menschsein und gehen titelfrei baden. Vor- und Zunamen wechseln offenbar nach Belieben: Es scheint recht leger zugegangen zu sein in Rs kleiner Behörde.
Was nicht zuletzt Iris’ burschikoser Persönlichkeit geschuldet sein dürfte, deren Kommentare gelegentlich die Grenze zum Despektierlichen überschreiten. Die Funktion dieser Notate hat sich mir nicht wirklich erschlossen, es sei denn, man hält – warum eigentlich nicht? – lebhafte Anteilnahme am ›Projekt‹ und seinen Menschen für ein hinreichendes Tatmotiv.
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Wer sich fragt, was das wohl für Menschen sein mögen, die den Archipel der Wissenden bevölkern, der wird vermutlich beim Stöbern in dieser Kartei fündig werden. Wobei ich zugebe, dass meine Kommentare nicht immer den Geist reiner Objektivität atmen: Zu verlockend erschien mir die Gelegenheit, Wissenslücken mit persönlichen Eindrücken aufzufüllen, vor allem dann, wenn sie auf eigenem Erleben beruhten. – gui

 

A
A., Sabine
Privatdozentin
FuP
 

Ach Sabinchen.

Am Anfang steht das A … A wie Sabine A., leidenschaftliche Bewohnerin der Pyramide: eine jener jungen Frauen, die es verstehen, in jedem zweiten Satz das Wörtchen ›total‹ unterzubringen: ›total lustig‹, ›total spannend‹, ›total witzig‹, ›total genervt‹. Immer ein bisschen aufgedreht, dürfen sie in keiner Cafeteria und keinem Oberseminar fehlen. ›Lebhaft ohne Biss‹ – so könnte man ihren Geist charakterisieren, wenn … nun, wenn man dazu aufgefordert würde, was aber nicht der Fall ist, da ihr allesverschlingender Ehrgeiz diese Art der Bewertung längst auf dem Schutthaufen der Geschichte entsorgt hat.
Kein Mann, schon gar kein homo scientiarum, kann ihrem Charme widerstehen, es sei denn, er entzieht sich ihm durch Entfernung. Ihre Feinde sind daher fast ausnahmslos Frauen in hart erarbeiteten Positionen. So sammeln sie sich, sobald sie die Karriereleiter zu erklimmen beginnen, in den ›Teams‹, die junge, auf ihre Männlichkeit bedachte Professoren nicht ohne Hintergedanken um sich scharen. (Jedenfalls galt diese Regel im Hier und Jetzt jener versiegelten Welt des Archipels, von dem diese Aufzeichnungen Zeugnis ablegen.)
Mit ihrer Stellung im Alphabet gehört Sabine A. zweifellos zu den Begünstigten des Schicksals – wer überall vornean steht, der muss schon ein seltenes Talent zum Missgeschick vorweisen, um nichts daraus zu machen.
Damit wissen wir noch nichts über Sabine. Und das ist in diesem Fall eine ganze Menge. Es gibt sie und es gibt sie nicht. Jede von ihnen kann eines Tages weg sein, man fragt noch ein-, zweimal nach, dann legt sich die Neugierde. Das Leben trägt sie weiter, wohin auch immer. - gui

adelaide
Adelaide II
Professorin für
Aufmerksamkeitsphilologie 
 

Gattin Amenophis’ IV.

Ach Adelaide – so könnte mein Stoßseufzer in diesem Fall lauten, hätte ich ihn nicht in den unterschiedlichsten Modulationen im Lauf der Jahre aus dem Munde von Personen gehört, die ansonsten wenig miteinander verband. Wer immer Adelaide zwo begegnet ist, hat etwas zu erzählen … in der Regel nicht viel, aber es reicht, um ihm besagten Seufzer zu entlocken.
Ich traf sie zweimal: das erste Mal anlässlich eines Vortrags, den sie vor einem handverlesenen Publikum hielt. Rennertz (oder R, wie er in Kybrium heißt) hatte mich mitgenommen und so saßen wir wie Einbrecher in einem Winkel des Raumes und fragten uns, wie wir es anstellen sollten, unauffällig der Veranstaltung zu entrinnen. Ich kann es beschwören: Es war alles ganz so, wie es R beschreibt – Amenophis IV. wachte, um mich despektierlich auszudrücken, wie ein Schießhund darüber, dass keiner der Anwesenden es an der schuldigen Andacht, gepaart mit allfälliger Bewunderung, gegenüber seiner Gattin fehlen ließ. Das Ganze besaß, jedenfalls soweit es ihn anging, eine unzweideutig erotische Komponente; kurz gesagt, es war schon obszön mit anzusehen, wie sich eine leere Schelle gleichsam unter seinen Händen in eine duftende Orchidee verwandelte, die er mit den Anwesenden zu teilen und nicht zu teilen gedachte.
Das zweite Mal sah ich sie, sichtlich gealtert, auf einem Podium sitzen und mit den Armen rudern … eine seltsame Verwandlung war mit ihr vorgegangen, ihre frühere Härte hatte sich in teilnahmsvolle Mimik und Gestik verwandelt, ihre Sprache war lebhafter geworden, ohne an Schärfe verloren zu haben, sie war, mit einem Wort, eine jener hemmungslosen öffentlichen Aufpeitscherinnen geworden, die keinerlei Skrupel besitzen, ihre Mitmenschen an den öffentlichen Pranger zu stellen, ohne sich lange zu fragen, mit welchem Recht sie hier und jene dort, am Pranger nämlich, zu finden sind.
Ja sicher, sie ist eine öffentliche Person geworden und alle, die wissen, wem und vor allem welchen Praktiken sie ihren Aufstieg verdankt, dürfen die Augen verdrehen, wie sie wollen, es nützt ihnen gar nichts. Dennoch: Wer Adelaide II verstehen will, muss den Archipel kennen – und wer den Archipel verstehen will, der muss seine Adelaiden kennen. Jedenfalls täte er gut daran. – gui

Agosch
Professor Agosch
FuP
 
 

Joker

Joker? Der Eintrag verrät, dass auch im Fu-Projekt Spontaneität gelegentlich, sagen wir, gehändelt werden muss. Schwamm drüber… Agosch, Agosch … was sagt der Name dem Leser? Vor meinem geistigen Auge erwächst ein Schönling und Frauenheld, angesiedelt im Niemandsland zwischen Machtmensch und Intrigant, eine ›zwie-spältige‹ Gestalt.
Wann immer die selbstverwaltete Universität einen Kollegen sucht, der bereit ist, einen Funktionsposten zu übernehmen, meldet sich so ein Agosch, soll heißen, er meldet sich kaum, denn aller Blicke sind bereits wie auf geheime Verabredung auf ihn gerichtet. Warum das so ist? Das weiß keiner so recht zu sagen. »Verantwortlich für Lehre und Forschung« – das möchte er sein und wirklich, es kommt der Tag, an dem er die Aufgabe schultert.
Es ist die Macht, die ihn reizt. Warum wird so ein Mensch Wissenschaftler? Warum geht er nicht dorthin, wo die wirklichen Machtkämpfe ausgetragen werden? Traut er sich’s nicht zu? Agosch ist und bleibt ein Sandkastenspieler, der den Mitspielern das Förmchen auf die Fingerchen schlägt.
Manchmal aber steht so einer auf, schüttelt den Sand aus den Schuhen und geht in die Politik, wo ihn niemand ausstehen kann. Dort ist und bleibt er dann ›der Professor‹. Doch das ist eine andere Geschichte. – gui

Alb
Alb
 
Ama
Ama (Anna Amalia Selbtritt)
Künstlerin
FuP
Protokoll: 4-1, 4-2, 4-3

Lebt mit Mompti zusammen (nur für den Ernstfall).

Ama die Künstlerin, Ama die Freundin, Ama die Feindin aus Ungenügen, aus Lust am Wechsel, die allnächtens zur Angststarre mutiert und tagsüber zur Spöttelei treibt, zur Spotterei und zum Spott, der in den Mundwinkeln zuckt, sobald ein Fremder sich einfindet.
Hasst Ama R? Wenn ja, warum? Das bleibt unklar. Eifersucht, Guido? Nicht ganz, eher Flucht. Flucht auf den Spuren von R. Auch das gibt’s. Ama, musa iocosa des annus mirabilis ’68, reif geworden und egoman: tödliche Dosis.
Aus Amas sentimentalem Gepäck:
Hurry up with a whisper
Hurry up with the loon
Hurry up in the daylight
Hurry up to the moon

Das mit dem Mond ist, wie manches mehr an ihr, nicht ganz ernst zu nehmen. Ama, die Bodenständigste von allen, hat ihre ländliche Familie im Herzen nie verlassen. Falls doch, ist sie früher zu ihr zurückgekehrt, als andere ihres Schlages sich von der eigenen lösen konnten. – gui

Amenophis IV.
Amenophis IV.
siehe Asson

Schon erhebt sich Gekicher: Amenophis der Vierte? Was soll das sein? Ein Pseudonym? Ein Spottname?
Von allem etwas. Und vor allem: Ausdruck der Verzweiflung angesichts eines fast zu achtunggebietenden Œuvres und einer Gelehrtenkarriere, vor der die Karrieristen aller Schattierungen erblassen.
Ich sehe das Kleeblatt im Garten der Lüste hoch über dem atlantischen Ozean vor mir: Asson, genannt Amenophis IV., Adelaide zwo, ihre Bewunderin samt Gatten, zwei Absahner des Systems, eine Art Auslandskader der hiesigen Wissenschaft – und als Beobachter R, einbezogen alsbald in das sich rasch aufbauende Spannungsfeld, der ›Besserwisser‹ der Runde, wie Adelaide ihn unter vier Augen nennt, nachdem sie seinen Vortrag eifrig mitgeschrieben hat, das fünfte Rad am Wagen, wie die anderen finden, also: Störenfried. Was an R mag da stören? Es beginnt mit Blicken … Rs Blick ist forschend, aufmerksam, bedenklich, vor allem letzteres, wie die darüberstehende Stirnfalte bezeugt. Wie wirkt das auf Menschen, die wissen, wie luftig das theoretische Gebäude ist, als dessen Konstrukteure und Hüter sie hochmütig in die Welt blicken? Genügt es, den Abwehrreflex auszulösen? Aber sicher. Man will unter sich sein, die Abendsonne genießen…
Und dann das da.
Rs Erstaunen darüber, dass diese Menschen nichts von ihm wissen wollen: naiv. Das ist sonst nicht seine Art.
Amenophis IV: der Mann, der das Gedächtnis neu ›konzipierte‹ (und nebenher Adelaide II, seine Frau).
Ein Mann an der Grenze zur Senilität – weiß er’s?
– gui
Anita
Anita Auerwald
FuP

Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.
Siehe Guido.

Nichts habe ich geahnt, geschweige denn gewusst. Wenn alle Vergangenheit plötzlich vergiftet ist, scheint so eine Aussage wichtig zu sein. Dabei ist sie doch nur eine Behauptung, so gut wie all die anderen, die man im Lauf des Lebens abgegeben und entgegengenommen hat, wer mag sich daran erinnern. Kann, was die Erinnerung durchatmet, von ihr getrennt sein? Nicht wirklich, sagt der Verstand, nicht wirklich. Du hast dich täuschen lassen, aber du hast dich auch selbst getäuscht, du wolltest dich täuschen lassen, das ist der Punkt. Andernfalls hätten dich tausend Kleinigkeiten darüber aufgeklärt, wie die Dinge stehen. Jetzt gibst du den Fu-Hanrei, den schuldhaft unschuldigen Gehörnten. Wie lächerlich ist das denn? Kann, wer nichts gewusst hat, frei von Schuld sein? Anita lebt im Fluss der Zeit wie ich auch, wir sind so auseinander, wie wir immer zusammen waren: zusammen auseinander. Oder aus/einander zusammen. So ein Schrägstrich eint, ohne zu vereinen; er vereint in einer Figur, die den Schmerz bekundet, zugleich auseinander und aus einander leben zu müssen. Er ist das Emblem der Epoche. Auch dieser unerhörte Schmerz lässt einmal nach. – gui
Anton
Anton
FuP

Tronka-Kreis. Blutspender. Religiös infiziert. Dabei gutmütig.
Vorsicht!

Anton betritt mein Gedächtnis, so wie er es verlässt: hünenhaft, muskulös, dabei kraftlos, unfähig, die Dinge des Lebens zu gestalten. Doch heute sehe ich: diese Erinnerung ist falsch. Anton ist zum Leiden prädestiniert. Er leidet extrem. Gäbe es dergleichen, so gehörte er zu den Ikonen des Leidens am Krieg der Geschlechter, Abteilung ›Beziehungkampf‹. Seine war kurz, extrem kurz, er ist als Vater daraus hervorgegangen. Die Tochter, deren Vater er nicht sein darf, erspart es ihm, der Heilige zu werden, der er gern geworden wäre, denn wie keine andere leuchtet ihm diese Lebensform ein. Dass die studentischen Freunde ihm den Wunsch als Marotte durchgehen lassen: gerade darin findet er das Falsche dieser Freundschaften, die eingegangen zu sein er aus tiefstem Herzen bedauert. Im Fu-Projekt will er, nehme ich an, Beziehung lernen. Schade bloß, dass gerade das sich nicht lernt. – gui
Argloser
Professor Argloser
Soziologe, Projektfeind

Noch einer.
Blogger. (Must read!)

Dass R über Argloser staunt, wundert mich nicht. Für Argloser sind die Vorgänge in der Fakultät das Buch mit den sieben Siegeln. Er kann nicht begreifen, wovon diese Menschen reden. Zur Not begreift er, dass sie mit Argumenten feilschen. Aber die Argumente sind falsch. Sie sind unvollständig, verdreht, es mangelt ihnen an Konsequenz und sie werden fallen gelassen, sobald sie zu einer Lösung führen könnten, die unerwünscht ist. Argloser repräsentiert dieses Denken, das keines ist, in Reinkultur. Selbst in seinen wissenschaftlichen Schriften kann er sich nicht davon lösen. Er feilscht auch dort und es bleibt für den Außenstehenden unerfindlich, was er dabei herausbekommt. Warum bekämpft er das Fu-Projekt? Ich vermute: weil es konsequent ist oder zu sein vorgibt. Es will eine Sache, die seit fast zweihundert Jahren schwelt, zum Abschluss bringen. Da gilt es beherzt in die Speichen zu greifen. – gui
Asche-Aigner
Professor*in Annabell Asche-Aigner
Historikerin, Projektfeindin

Und dann und wann ein weißer Elefant. Cave!

Ich bin den Asche-Aigners dieser Welt an den verschiedensten Orten begegnet und fand sie immer gleich: ungenießbar.
Andere mögen andere Erfahrungen mit diesem Typus verbinden und wieder andere wieder andere. Wie dem auch sei, für mich ist Asche-Aigner die Person, die sich zu Unrecht gemeint weiß. Ich weiß, kein Mensch besitzt einen Anspruch darauf, sich rechtens gemeint zu wissen, es ist ein herzzerreißendes Unrecht, dem Mitmenschen das Gemeintsein vorzuenthalten, aber, Hand aufs Herz, jeder kennt den menschlichen Vorbehalt, er ist tief in unserer limbischen Natur verankert und keiner kommt dagegen an.
Wie verhält sich ein Mensch, der sich zu Unrecht gemeint weiß? Er drängt sich auf. Asche-Aigner ist die aufdringliche Person aus dem Volkstheater, Auftritt von rechts. Auch damit lassen sich Karriereleitern erklimmen.
Das offenbare Geheimnis, mit Goethe zu reden, der Asche-Aigners ist ihr Geschlecht. Andere mögen damit im Laufe ihrer Karriere Probleme bekommen, bei ihr bekommt jeder Probleme, der den Anspruch ihres Geschlechts, vornean zu stehen, auf die leiseste Weise in Frage stellt. Das Geschlecht ist in ihr sozusagen dröhnend geworden und treibt die Walze an, vor der jeder flieht.
Wenn selbst Iris flieht, ist es Zeit, den Blick zu senken.
Natürlich ist sie Rs Feindin. – gui
Asson
Asson
Emeritus, Ägyptologe
genannt Amenophis IV.

Anstrengend!

Asson ist, nebst allem anderen, das über ihn zu sagen wäre, Duros Mentor. Gern wäre Duro ein Asson II. geworden, es reichte aber nur zu … Duro. – gui
Bäckersfrau
Bäckersfrau

Reife Schönheit, Hiero zugetan.

Hier wird’s kriminell. Hat das Team R Hieros Jugenderinnerung nachspioniert? Andererseits: sexuell konnotiert ist sie schon. Reicht das aus, um in den Kreis des ›Projekts‹ aufgenommen und archivarisch erfasst zu werden?
Einerseits andererseits … Iris ist eine Plaudertasche, die Männern wie Hiero die Würmer aus der Nase zieht. Wohin mit der Info? Das war hier wohl die Frage.
Hand aufs Herz: mir ging es im Grunde nicht anders. – gui
Bartosz
Professor Bartosz
Weltphilosoph

Reden über ihn hebt die Stimmung (unter Männern).

Es gibt Stunden, da holt Kollege Reinmeier seinen Bartosz heraus, putzt sich die Brillengläser und beginnt zu lesen. Drei Sätze nur und er ist wieder im Rhythmus, dem eckig, ruck-zuck und dabei so geschmeidig sich wälzenden Strom von Undurchdachtem, Verdautem, Unverdautem, Verschrobenem und Gestemmtem. Er liest nicht lange und er hält inne, die Erinnerungen haben ihn überwältigt, es glänzt die Backe und eine Träne läuft darüber hin, als wollte sie sagen: Was soll ich tun? – Und wirklich, was sollte sie tun? Eine Träne dem Universum, der brodelnden Materie, dem prometheischen Feuer und der Mission: Er war der letzte, der sie seinen Deutschen entlockte, der sie ihnen entrang oder entriss, ja, entriss, das wird es sein, denn eigentlich war, was da stand, komisch – es war schon immer komisch, nur heiter, das war es nie. Schrecklich dagegen der gütige Apologet des ›schon immer‹, der hinauswatete, wo dieser unterging. Dass der sozialistische Held eines Tages sogar den Tod besiegt, das Skandalon – diese Große Marotte des Denkers sagt viel, wenngleich nicht alles. Immerhin verdeckt sie den Käfig, in dem der Unsterbliche sitzt, abgewandt, bleich, mit erloschenen Augen angesichts all der Tode, die aufgewandt wurden, um ihn für eine Weltsekunde hervorzubringen – ein Untoter unter seinesgleichen, ein Toter unter Toten und Lebenden. Zwischen diesen da und das All passte nichts als eine Trompete. – gui
Baubo
Baubo
Birne I
Birne I
KA der Eintracht
Birne II
Birne II
KA*IN der Zwietracht
Blowasser
Professor Ernesto Blowasser
Gutachter
 
 

Will überzeugt werden. Immer. Selten überzeugt.
Harmlos.

Blowasser, das ist: der Mann, der im Leben alles richtig gemacht hat. Seine Frau gehört, selbstverständlich in leitender Position, jener Brüsseler Riesenbehörde an, die in jahrzehntelanger akribischer Kleinarbeit den Durchschnitts-Europäern zu einem neuen Lebensgefühl und einer neuen Umwelt verhalf – eine elegante Porzellanfigur mit unverwüstlichem Dauerlächeln und perfekten, gelegentlich durch Hast verunzierten Manieren, die ihn, wann immer sich eine Gelegenheit bietet, ›chéri‹ nennt (was ihm prompt bei ihren in geistiger Hinsicht etwas schlichter gestrickten Kollegen den Spitznamen ›Mon Chéri‹ beschert hat): man sieht sich, man versteht sich, wenngleich eher knapp, denn Zeit, das wissen beide, ist ein eng bemessenes Gut. Er selbst hat, nach allerlei Fehlschlägen, den Ruf in die Pyramide ergattert, böse Zungen behaupten erbettelt, er war ihm enorm wichtig, um gegenüber Elviras Kollegen und Vorgesetzten zu punkten, was dann auch, wie so häufig in diesen Dingen, gelang, ohne zu gelingen.

In der Zeitfalle: so ließe sich Blowassers Lage beschreiben. Er selbst kann, was den Faktor Zeit angeht, sich nicht entscheiden, ob er sie als kostbar oder als Hölle auf Erden ansieht. Tronka, mit dem ›es‹ eines Nachts ›passiert‹, wundert sich darüber, wie abrupt Blowasser aus einem Modus in den anderen wechselt, aber er nimmt es, ein Geschlagener, als Philosoph.
Blowasser ist auf vielerlei Weise mit den Geschicken der Pyramide verbunden. Er gilt, erstaunlich genug, als ›Außenseiter‹ (obgleich ihn der Rektor hin und wieder mit einer verschwiegenen Mission betraut, ihm also offenkundig vertraut), als ›Pirscher‹, weil er das treibt, was alle treiben: nach Reputation streben – das Motiv ist ihm vielleicht, durch seine Brüsseler Erfahrungen bedingt, etwas zu sehr in die Seele gebrannt, aber was wissen die anderen von seiner Seele? Nein, er hat, vielleicht als einziger, den ›Geist‹ der Pyramide – diese Gemengelage aus gesellschaftlich eingeschliffener Fortschrittslüsternheit und hemmungslosem Elitär-Konformismus – von Grund auf begriffen und ist zu feige, um offen gegen ihn aufzubegehren, aber zu rege, um sein Wissen fest in sich zu verschließen.
Blowasser ist ein Chamäleon.

Ciabatalunga
Angelo Ciabata
Schriftsteller
 
 

Toll.

Dass R irgendwann Ciabata kennenlernen musste, liegt auf der Hand. Dem Mystizismus ist der Nihilismus inhärent. Bei Ciabata hat der Nihilismus den Mystiker peu à peu verspeist und ist darüber selbst eine Art Mystik geworden, wenig überraschend ergänzt durch einen rüden Biologismus, der über das Schlagwort ›Dekadenz‹ ein Fass ohne Boden aufzumachen verstand. Derlei Gedankenspiele müssen für R, wie ich ihn einschätze, eine reine Freude gewesen sein. Nicht, dass er sich mit ihnen identifizierte – der Ältere war ihm, so nehme ich an, zu schnell mit den Menschen durch (und wohl auch mit den ›ewigen Themen‹ der Philosophie).
Mein Bild: ein schmächtiger Mann in fortgeschrittenem Alter, auf dessen Schultern ein mächtiger Kopf thronte (darin nicht unähnlich Bartosz). Seinen Mitteilungsdrang hatte er irgendwann vom Schreiben aufs Sprechen verlegt, d.h., wann immer man sich mit ihm traf, dominierte seine Sicht der Dinge. Was daran dem überlegenen Geist, was dem Alter geschuldet war, blieb ununterscheidbar. Unbestritten (und unbestreitbar) hingegen: sein Charme. Ciabata war, vermutlich zeit seines Lebens, ein Menschenfänger.
Wenn auf einen Menschen seiner Epoche das Wort ›Denker‹ zutrifft, dann auf ihn. Das war es, was er kultivieren wollte: das ansatzlose, jeden Morgen aufs Neue auferstehende reine Denken, wie einst der Dichter Valéry es sich in seinen Tagträumen ausmalte, ohne es je zu erreichen.
Früher oder später kristallisierte sich auf diese Weise das Thema des Immergleichen heraus. Man könnte Ciabata den Philosophen des Immergleichen nennen, wobei er selbst das Philosophsein ein Leben lang ablehnte. Ihm galt nur der erlittene Gedanke etwas. Doch das Leiden ist ein unzuverlässiger Kumpan und lässt bekanntlich keine Berufsgruppe aus.
Der junge Ciabata zog eine Spur durch Europa: von Bukarest, wo er, wie man flüsterte, Kontakte zur Eisernen Garde unterhielt, über das nationalsozialistische Berlin ins endgültige Exil nach Paris. Erst dort wurde er zum Zeitgenossen der Wenigen und der Vielen, als den R ihn erwähnt. Die Wenigen, das sind die Leute, die seine Bücher verschlingen, die Vielen diejenigen, die er mit niemals endender Neugier beobachtete und, entgegen seiner innersten Überzeugung, klassifizierte. - gui

Chansonette
Chansonette

 
 

Dassler
Professor Dassler

Dassler und Leckebusch: Institutsherrscher.
Old school.

R betrachtet Dassler aus der Ferne, wie ein Monument, dessen Schattenwurf die wahren Proportionen verzerrt. Dieses Monument ist, wie ich aus der Nähe erfahren durfte, nur zum Teil Dasslers Werk. Es ist ein Produkt der seminariellen Enge, die ihn zur Überlebensgröße aufquellen lässt, als sei gerade ihm bestimmt, jeden Winkel des knappen Raumes auszufüllen – weniger durch seine ungewöhnliche Gegenwart als durch seine noch ungewöhnlichere Abwesenheit. Im Institutsalltag ist dazzling Dassler nur schwer erreichbar. Die Klagen von Studenten und Mitarbeitern über seine mangelnde Greifbarkeit füllen den Raum und erschaffen das Wahngebilde des Philosophen ex tempore.
Dasslers Satz, der das alles ermöglicht, die Philosophen hätten noch gar nicht begriffen, wie ihre klassischen Texte zu lesen wären, rumort in den Köpfen von zwei, drei Studentengenerationen, um jene tabula rasa zu schaffen, auf der die eigenen Denkübungen sich wie die ersten stürmischen Schritte der ersehnten neuen Philosophie ausnehmen. Eitelkeit, verbunden mit Herrschaftsallüren, zerstört sein Verhältnis zu den beiden mutmaßlichen Fachgrößen, die er auf die Spur gesetzt hat: Tronka, dem Leckebusch-Assistenten, der seinen Vorgesetzten verachtet und Dassler schmäht, aber für seine kühle Eleganz bewundert, vor allem jedoch Kypras, dem Athener Leibphilosophen gewisser konservativer Kreise im Lande. – gui
Dowil
Herr Dowil
FuP

Brötchenholer bei Friedenwanger.

Herr Dowil! Mühsam habe ich ihn aus Rennertz’ Manuskript herausbuchstabiert. Wann immer ich versuche, diese Figur zu fassen, fällt sie in den Text zurück und trübt ihre Umgebung bis zur Unkenntlichkeit ein. Ein Tintenfisch? Vielleicht. Woher meine instinktive Abneigung? Ich finde, einer wie er hat an einem Ort des Geistes nichts verloren. Warum findet man gerade dort seinesgleichen? Das Rätsel der modernen Universität lüftet sich an solchen Figuren. Es knüpft sich an einfache Motive wie Dabeisein, Dabeibleiben. Das Unfertige, hier wird’s Ereignis. Die Dowils dieser Welt werden niemals fertig. Deshalb scheiden sie auch niemals aus. Sie bleiben, bis eine Lücke sich zeigt, in die sie hineinpassen, und siehe da, es ist der Fahrstuhl nach oben. So einfach ist das. Oben angekommen, sind sie … fertig. Sie haben die Endposition erreicht und reisen auf Kongresse, mit nichts im Gepäck als ihrem neuesten Vortrag. Ihre beliebteste Phrase lautet: »Ich komme zurück.« Eine Drohung? Keiner weiß es, keiner will es wissen. Ganz recht, es ist eine Phrase. – gui
Dürrobst
Professor Dürrobst
Dekan, später Emeritus
Gutachter

Gegenspieler Friedenwangers.

Auch wenn R ihn so wahrnimmt… mir scheint Dürrobst kein Feind des Projekts zu sein. Einer wie er will die Hände im Spiel haben – immer und überall. Vermutlich hat R ihm gegenüber ein gewisses Wahrnehmungsdefizit, ja, es ließe sich behaupten, Dürrobst bleibt für ihn unerkennbar. Aus schierer Not zieht er Friedenwanger heran, für dessen Typus er ein geradezu krankhaftes Sensorium besitzt. Aus seinen Zügen leitet er Dürrobst ab.
Hölzchens ›Hab’s deduziert!‹ könnte über all diesen Passagen stehen. Vielleicht existiert Dürrobst gar nicht und R benützt diese Figur, um seinen Schwierigkeiten einen Namen zu geben. Dann wäre Dürrobst im Projekt so etwas wie die unsichtbare Hand der ’68er, soweit sie Karriere gemacht und allerorten die Hand im Spiel haben, ohne dass der Zusammenhang jemals zutage getreten wäre, weil sie, ihrer eigenen Aussage nach, ›gelernt‹ haben. In gewisser Weise lässt sich nicht mehr über sie sagen als das: sie haben ›gelernt‹.
Doch wie jedermann weiß (oder wissen könnte), fordert das Lernen der Erwachsenen einen Preis. Es verschleiert früh erworbene Dispositionen, so dass sie ihr Unwesen blind zu treiben vermögen. It’s been a hard day’s night. Vielleicht geht der Eindruck auch nur von Dürrobsts Äußerem aus, so wie R es beschreibt (falls er es nicht, wie alles andere, erfindet): die zur Schau gestellten Pfeifenputzer, die Pfeife selbst im Dauereinsatz, das verkrümelte Jackett, die ganze verkrümelte, dabei unbeugsame Erscheinung sind offenkundig Reminiszenz. Kollege Dürrobst: ein Brocken erkalteteter Lava auf einem Vulkanhang, hin und wieder hört man den Berg rumoren, die Lava gibt sich erwärmt und kommt scheinbar in Fahrt, denn es herrscht Sonnenschein, doch alles ist eitel Trug und Vergängnis. – gui
Duro
Claudio Duro
Literaturwissenschaftler
Gutachter

Freund und Mentor des Projekts.

Taschenfigur: von R aus der Hosentasche gezaubert, auf den Tisch gestellt und befingert, bis nichts von ihr übrig bleibt als diese schäbige kleine Person, die es keinem recht machen kann (außer vielleicht der Frau, die aus allem hervorlugt, aber nirgendwo vorkommt). Duro der Dauerempörte mit der sanften Stimme und den großbürgerlichen Manieren, die plötzlich von ihm abfallen können, der einzig wahre Duro, wofür steht so einer? Er steht … nun, er steht im Bann eines übermächtigen Vaters, sein ist die lebenslange vergebliche Auflehnung gegen ein trübes Geschick und R spielt die eiserne Faust, die den Aufrührer lenkt. So einfach darf Küchenpsychologie sein (gelegentlich). – gui
Ebner-Asperger
Prof. Dr. Ebner-Asperger
NoFuP

Kein Eintrag.

Eike
Eike B
Projektassistent

Verbandelt mit Tronka.

Bei Eikes Person gehen die Wahrnehmungen auseinander. R zeichnet ihn als Mann des Ressentiments, als religiös verfeinerten Moralisten mit tückischen Neigungen, als Heuchler und Selbstverhinderer, kurz: als den falschen Freund, wie er im Buche steht. Warum hat er ihn dann überhaupt eingestellt? Aus meiner Sicht kann die Antwort nur lauten: Sie kannten einander nicht. Kannte ich Eike besser?
Mag sein, mag nicht sein.
Ich sollte R also dankbar sein, dass er mir wenigstens posthum die Augen geöffnet hat. Aber um welchen Preis? Lange Zeit glaubte ich mich Eike ähnlich verbunden wie Hiero. Ich hätte nicht angestanden, ihn einen engen Freund zu nennen. Ich fand ihn ehrlich, bis ich ihn ›anders‹ fand. Das hat mich eine Zeitlang sehr beschäftigt.
Die Praxis lehrt uns, dass Menschen in wechselnden Umgebungen unterschiedliche Identitäten vorhalten. Das sich einfügende Individuum verfügt über ein gewisses Arsenal an Masken. Daran ist eigentlich nichts Erwähnenswertes. Aber es erstaunt jedes Mal wieder zu sehen, was zum Vorschein kommt, sobald ein vertrautes Gesicht verrutscht und darunter ein zweites, womöglich noch ein drittes sich blicken lässt. Man erschrickt vor dem Wirklichkeitsspalt und zieht sich von der Person zurück, in der sich die Drehtür zufällig aufgetan hat. – gui
Einhart
Einhart
Philosoph
FuP

Assistent bei Leckebusch.

Der Mann, der nie in Erscheinung tritt. Das war der Fall in der Welt, die ich bewohnte, das scheint in Rs Universum nicht anders gewesen zu sein. Die Beschäftigung mit Aristoteles hat ihn nach Oxford geführt und die Beschäftigung mit dem sprachanalytischen Zweig seines Fachs sollte ihn, so wird man wohl sagen müssen, geistig und gesellschaftlich sedieren. Nicht dass hier ein stürmischer Geist gebändigt werden musste, das gewiss nicht, aber diese gedankenhelle Abstinenz in allen wesentlichen Fragen der Zeit musste erzeugt werden: durch edlen Wettstreit, wie er hellenischen Jünglingen einst nachgesagt wurde.
Nur hatte Einhart, als ich ihn kennenlernte, seiner perfekten Beherrschung des Altgriechischen zum Trotz, nichts Hellenisches an sich. Eher entsprach er dem Typ des Sauerländers: zurückhaltend, nüchtern in allen Lebensfragen, keineswegs unkritisch. Bloß mit den Häuptern der von ihm gewählten philosophischen Schule hielt er es anders. Sollte es eine analytische Form der Demut geben, so zeigte sie sich hier. Vielleicht wird Denken kraftlos, sobald es die vorgezeichneten Ränder berührt. Ein Glaubensakt ist nicht vonnöten, falls ihn die Lehre nicht ausdrücklich vorschreibt. »Glauben, wie meinen Sie das?« Mit Fragen dieses Typus verrät sich der gefügige Intellekt.
Ich erinnere mich an ein Gespräch über Träume. Ich erzählte ihm, ich habe irgendetwas zu träumen geträumt und er bestritt, dass dergleichen möglich sei. »Ein Traum über einen Traum? Ausgeschlossen. Träumen zu träumen: das geht nicht.«
Geht wachend zu denken, man wache? – gui
Elisabeth
Elisabeth Schöneisen-Leckebusch
FuP

Leckebuschs erste Frau.
Guidos und Rs Geliebte.
Rektorin.

Über mein Verhältnis zu Elisabeth gibt Das Ungelebte hinreichend Auskunft. Dass sie Rennertz’ Geliebte war, vermutete ich, dass und wie stark sie in das Projekt verstrickt war, konnte ich vor der Lektüre des Manuskripts nicht ahnen. Wobei ich auch weiterhin auf Mutmaßungen angewiesen bin. Denn Rs Verfahren, Menschen und Ereignisse zu kommentieren statt von ihnen zu erzählen, lässt die Verläufe (absichtlich?) im Dunkeln. Zum Beispiel habe ich nicht begriffen, wann er die Leckebuschs kennenlernte. Es muss deutlich vor meiner Zeit gewesen sein. Umso erstaunlicher, dass er sie unbefangen in sein Programm aufnimmt. Andererseits hat sich mir nie erschlossen, seit wann das Projekt existiert. Schon die Frage, wann R Pyramidenbewohner wurde, wüsste ich nicht zu beantworten. Das alles bleibt, gelinde gesagt, nebelhaft. Die Pyramide selbst gewinnt bei näherem Zusehen etwas Zeitloses, wenn man davon absieht, dass ihr ›Auftrag‹ vage den Gründungszeitraum umreißt. Schemenhaft vollzieht sich alles Leben in ihr, an den Rändern von Zeit und Raum. Ja sicher, auch der Raum entgrenzt sich, sobald einer von ihr geschluckt wurde, und lässt jene diffuse Raumzeit entstehen, in der Konzepte, nicht Menschen den Gang der Ereignisse bestimmen. – gui
Embede
Embede
FuP

Embede, Warbede, Wilbede: Die starke Truppe.

Keine Ahnung, wie R & Co. es anstellten: diese Drei scheinen aufs Geratewohl von der Straße geholt und in die Namen der drei ursprünglich keltischen Nornen des Wormser Reliefs gestopft – Jungfrauen in jenem erweiterten Sinn, der dem Mittelalter sehr gegenwärtig war und seither von Generation zu Generation aufs Neue entdeckt werden muss.

Barbara mit dem Turm,
Margarete mit dem Wurm,
Katharina mit dem Radel
das sind die drei heiligen Madel!

Warum fides, spes, caritas – Glaube, Hoffnung, Liebe? Meine unmaßgebliche Deutung lautet: Ohne die vom Christentum eingepflegten Grundwerte stockte der Gang der Geschichte. Diese drei aber machen Geschichte, halleluja. In ihren losen Reden blitzt das Sichelrad, dessen Speichen niemand sich naht, der mit dem Leben davonkommen will.
Der Feminismus der Straße kennt keinen Stillstand, er kennt keine Erfüllung, er ist voll der selbstverordneten Gnade, solange das Rad sich dreht. Was wäre der Glaube ans selbstgewirkte Geschlecht ohne die Hoffnung, es könne sich in Liebe erfüllen? Wenig bis nichts. Andererseits: Was wäre Selbstliebe ohne die Hoffnung, sich im Geschlecht zu erfüllen? Oder, um das Dreigestirn der karnevalistischen Blasphemien voll zu machen: No hope no zaster. Love it! – gui

Frentzen
Frentzen
Dekanatsangestellter

Ein Fall für sich.

Der Mann, der sich selbst ›das Mädchen für alles‹ nennt.
Jedem schmeckt das nicht.
Der unabkömmliche Deutsche. – gui

Friedenwanger
Professor Friedenwanger

No comment.

Besitzt die Gabe, Vergangenheit in Zukunft zu wandeln.
Sein Motto: »Wir haben das geschafft.« Versager im großen Stil.
R: Dasein heißt eine Rolle spielen. Friedenwangers ist groß und mies.
Anonymus zu E: »L sagt: Ich bin heute morgen einem Stück Scheiße begegnet.« (unbrauchbar, zensiert).
Intrigant.
Einmal begegnete ich Friedenwanger im Hause Leckebusch. Es wäre zu wenig, wenn ich behauptete, er sei mir vertrauenswürdig erschienen. Der Mann kam mir vor wie die Vertrauenswürdigkeit in Person, a trustworthy man, mit dem sich das Pferdestehlen bloß deshalb verbietet, weil es so tief unter seiner Sphäre siedelt.
Alles an Friedenwanger atmete Seriosität, wenngleich nicht immer vom Feinsten. Gelegentlich trat ein Ausdruck von Schläue in sein Gesicht. Doch um Anstoß zu nehmen musste man Friedenwanger wohl bereits im Visier haben. Und nicht genug der physiognomischen Spiele: im Gespräch vermittelte ganz derselbe mimische Ausdruck die Empfindung plötzlicher Nähe und ließ den Träger anrührend menschlich erscheinen.
Die Maske der Seriösen erweckt nur bei denen Zutrauen, die nicht wissen, für welche Praktiken sie steht. Ich gebe Iris (übrigens auch R, der Friedenwanger ohne Gnade zensiert) bedingungslos Recht. Nur das christliche Gewissen streut Zweifel: Wer verfügt schon über das Recht, einen Menschen so zu verwerfen? Bedarf es dazu nicht auch eines Friedenwanger? Muss einer erst werden wie er, um einem wie ihm standzuhalten? – Alt ist die Frage und stellt sich im Herzen stets neu. – gui
Gaggauer
Gaggauer

Unser aller Bibliotheksreferent.

Ein schlanker, stiller, sich gleichsam gleitenden Fußes bewegender Mann, wie geschaffen, im Weltreich der Bücher die Planstelle des Aufsehers auszufüllen, der für sich selbst keinen Platz beansprucht: also kein Peitschenschwinger, kein sadistischer Antreiber, sondern ein lächelnder Formularausfüller – und trotzdem auf seine Art unerbittlich, die Wünsche der regierenden Institutsfürsten devot entgegennehmend und auf der Schwelle vergessend, über die er sein Büro betritt: so stelle ich mir Gaggauer vor. Zu Recht, zu Unrecht? Wer spricht vom Rechthaben!
Man betrachte Gaggauer als Unikum. Die Riesenbibliothek der Pyramide ist seine Schöpfung. Auch ihr wohnt eine Tendenz inne, sie schlummert in ihr und wenn sie erwacht, zeigt die Welt – die äußere, äußerst handfeste Welt – über Nacht ein anderes Gesicht. Ein strategisch denkender Mensch dieses Kalibers kann nur ungewöhnlich sein. – gui

Gesundheitsmeister 1
Gesundheitsmeister 1

Gesundheitsmeister 2
Gesundheitsmeister 2

Gobelin-Trocken
Petra Gobelin-Trocken
Genderprofessorin

Petra, die Felsin.

Siehe Asche-Aigner. Meines Wissens hat sich Gobelin-Trocken nie in der Pyramide blicken lassen. Sie ist etwas kurz geraten, die gute, sie liebt die weiten Hosenanzüge und lässt es gern flattern. Am Schreibtisch ist sie ein Arbeitstier. Man kann nicht sagen, sie habe jemals einen fachlichen Trend gesetzt. Ihr Ehrgeiz besteht darin, gleichzeitig mit dem Trend einzutreffen. Dadurch gleichen ihre Vorträge über die Jahre einer Sammlung akademischer Bizarrerien, mit einem Schuss Persönlichkeit (personality), die den anderen abgeht. Natürlich ist Asche-Aigner nur eine, wenngleich besonders hartnäckige ihrer zahlreichen Feindinnen.
Ihr Ende ist schrecklich. Früher, immerhin, wäre sie als Hexe verbrannt worden. Soweit geht der moderne Volkszorn nicht, er verfügt über subtilere, doch ebenso grausame Mittel. Gobelin-Trocken konnte sich Geschichte nie anders denn als freie Bahn vorstellen und sich selbst ›an der Zeit‹. Leider laufen die Dinge nicht so. – gui

Großer Denunziator
Großer Denunziator
Frankfurt School of Revealed Humanities

Absolute Prominenz (AP). Got it.

Einige Ratgeber geben hinter der hohlen Hand zu verstehen, der Große Denunziator sei kein Mensch, sondern ein Produkt der Willkür, zusammengeschraubt aus zwei entgegengesetzten Erfahrungen und dem Willen, sie zu beherrschen. Andere erkennen in seinem Porträt den menschlichsten aller Menschen, den göttlichen Menschen, den Übermenschen, wieder andere den unwiderleglichen Führer in den verwickelten Angelegenheiten des Geistes.
Das denke ich nicht.
Noch kenne ich Rennertz’ Manuskript besser als andere und bilde mir ein, seine Schwingungen auch dort zu verstehen, wo sie intim werden. Besäße das Wort ›Abneigung‹ einen groß geschriebenen Sinn, so wäre es vielleicht geeignet, Rs Verhältnis zum Großen Denunziator zu klären. Negative Anziehung, also Abstoßung, schafft Distanz, ich wäre mit Blindheit geschlagen, wollte ich sie in diesem besonderen Fall übersehen. R hält Distanz, er hält auf Distanz, auf Unüberbrückbarkeit der Distanz meinetwegen, aber in dieser Distanz wird Nähe spürbar, die geklärt sein will. Nein, es handelt sich nicht um Wärme, schon gar nicht um menschliche, eher um ein Knistern, das an das Feuer des Prometheus gemahnt: Tatsächlich, hier und da glimmt es noch – und lässt sich besagtes Knistern vernehmen, dann, ja dann hat es ein winziges Stück Zunder gefunden.
Anderes Bild: Rennertz’ Rezeption des Großen Denunziators gleicht dem Moment der Brandung, in dem die gegen das Land drückende Strömung die zurückflutenden Wasser überrollt – eine jene Gegenkraft, die nach sofortiger Korrektur des Gedankens verlangt, auf den Plan rufende Lektüre. Währenddessen bleibt das feste Land uneingenommen, denn der Große Denunziator ist ein unbarmherziger Verteidiger des Bestehenden, als liege in ihm die Zukunft, derer alle bedürfen. Das ist, wenn man so will, sein Trick. Irgendwann habe ich es begriffen, denn wie viele Zeitgenossen zähle auch ich mich zu seinen Opfern. Der Große Denunziator ist ein großer Verführer, andernfalls wäre er nicht, was er ist. Als solcher scheint er unsterblich. – gui

Auerwald
Guido Auerwald

Keine Unterlagen. Schätze, es handelt sich um Anitas Mann.
(Keep silence!)

C’est moi. Freund Rennertz’. Herausgeber des ›Manuskripts‹. Warum ich in dieser Kartei auftauche, weiß ich nicht. Ich könnte es mir denken, aber ich will es nicht. – gui
Hanbüchl
Hanbüchl
Germanist
NoFuP

Hält sich raus.

Den Germanisten Hanbüchl, den ich nie kennenlernen durfte, stelle ich mir vor wie einen entfernten Verwandten: etwas vorlaut, etwas präpotent, etwas zu flüssig im sprachlichen Ausdruck, dabei sehr auf ein legeres Pathos bedacht, wie es ehrgeizige Professoren verwenden, um ihre Schüler an sich zu binden und gleichzeitig auf Distanz zu halten. – gui
Hans-Hajo
Hans-Hajo
FuP

Der Langsame mit dem riesigen Ruf.

Leider merkte es im Tronka-Kreis keiner. Ich selbst vernahm nur durch Zufall davon und war sehr erstaunt, Jahre später einem schlohweißen Hans-Hajo auf dem Vorplatz des alten Universitätsgebaudes gegenüberzustehen. Das wehende Haar glich eher einem exotischen Kopfputz als der natürlichen Ausstattung eines noch nicht in den Vierzigern angekommenen Menschen. Seine ganze Person wirkte dadurch verwandelt. Ein Ausdruck von Würde durchwaltete sein Gesicht und teilte sich unverblümt der Rede mit, die andererseits ganz die alte geblieben war, nur dass sie jetzt floss, wo sie früher gestockt hatte.
Er erweckte den Eindruck, als habe er an einem Rhetorikkurs teilgenommen oder als leiste er sich die Wonnen des personal coaching, um leichter durch die Fluten des Alltags zu gleiten und nicht wie ein Ertrinkender nach jedem Strohhalm Ausschau zu halten, der gerade vorbeifließt, um ihn am Ende doch zu verfehlen. Gespenstisch der Gedanke, die Teilnahme am Fu-Programm könnte seine Wandlung bewirkt haben. Doch gespenstisch wirkte die Erscheinung ohnehin und ich verabschiedete mich hastiger als, eingedenk alter Tage, unbedingt nötig gewesen wäre. Wobei sich mir der Eindruck verfestigte, der leichthin ausgesprochene Wunsch, ›einmal vorbeizukommen‹, habe ernsthaften Aufforderungscharakter besessen. Vielleicht wollte er mir bei der Gelegenheit demonstrieren, wer er geworden war. – gui
Heide
Heide
FuP

Hieros Lebenspartnerin Nr. 2.

Ja, ich habe sie denunziert. Ich habe, von Freundschaft geblendet, sie ausschließlich durch Hieros Brille gesehen, nein, durch die Brille gewisser Lebensumstände, die seine Sicht auf sie so verzerrten, dass er sie fast zu hassen begann, obwohl sie doch nur nutzlos für ihn geworden war. Täuschen ließ ich mich, weil ich den Wandel, den die Pyramide in Hiero bewirkte, nicht einzuordnen verstand, gewissermaßen gar nicht registrierte, weil mir das Innere dieses postmodernen Wissenstempels verschlossen blieb. In der Gesellschaft stehe ich damit nicht allein. Viele rätselhafte Entwicklungen erklären sich umstandslos für einen, der Zugang zu den angesagten Orten der Wissensproduktion und -vermittlung besitzt. Für die anderen bleibt ihre Herkunft ein Buch mit sieben Siegeln und sie ergeben sich beim geringsten Anlass dem, was seit Jäger- und Sammlerzeiten angesagt ist: der Suche nach dem, der Schuld hat. Nein, Heide trifft keine Schuld. Heide hat ihr Bestes gegeben, sie hat es, aus ihrer Perspektive, an Hiero verschwendet, und da sie von Haus aus keine Verschwenderin war, eher, sagen wir, der sparsame Typ aus dem Norden, überdies mit begrenzten Mitteln ausgestattet, war der Zeitpunkt abzusehen, an dem sie ihn vor die Tür setzte. Nicht zu seinem Schaden, das verdient festgehalten zu werden. – gui
Hennecke
Eva Hennecke
Sekretärin

LG Leckebusch.

Leckebuschs Sekretärin. – gui
Herzländer
Prof. Alertus Herzländer
Historiker
NoFuP

Beliebter Studiogast.

Siehe Kaltenegger. Wenn Herzländer irgendwann tot sein wird, wird die Sammlung Herzländer in aller Munde sein. Keine Kunstsammlung, Gott bewahre, sondern ein schier unerschöpflicher Zettelkasten, gespickt mit Anstößigkeiten, wirklichen oder unterstellten, durch die Herzländer seine Zeit in der Hand zu haben glaubt. Es heißt, er habe seine Mitarbeiter zum Denunzieren ausschwärmen lassen – kein guter Zug, nichts davon ist beweisbar, aber Gerüchte führen ein Eigen-, manchmal sogar ein Doppelleben. An Herzländers Ausfällen delektieren sich Freund und Feind. Die einen nennen sie schlicht genial, die anderen ›wahnsinnig‹ gut. So hat er das Zeug, als moderner Lichtenberg in die Geschichte einzugehen. – gui
Hiero
Hiero (Hieronymus Gundling)
FuP

An diesem Kerl beiß ich mir die Zähne aus. Sorry, musste notiert werden.

Ich bezeuge, Hiero ist mein Freund gewesen, zeitweise eine Art jüngerer Bruder, für den ich mich verantwortlich fühlte.
Er wusste das und ließ es sich gern gefallen. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt. Dieser Punkt war erreicht, als er seinem Ehrgeiz abschwor und beschloss, sein weiteres Leben als Opfer des Systems zu leben. Das System – das waren Tronka und ich. Warum ich? Sehr einfach: Tronka merkte, dass ich Hiero gegen seine perfide Strategie der Abweisung beistand. Also betrachtete er mich von einem bestimmten Zeitpunkt an als Feind – und Esel Hiero, der jedes Urteil aus Tronkas erhabenem Mund wie einen Schicksalsspruch aufnahm, gegen den es keine Revisionsinstanz gab, sprach es ihm irgendwann nach.
Hätte ich gewusst, was ich erst hier erfuhr: dass Hiero am Fu-Projekt teilnahm, dann allerdings hätte ich ihn mit anderen Augen gesehen. Insofern lief unsere Freundschaft, jedenfalls von meiner Seite aus, eine Zeitlang unter falschen Prämissen. Das alles ist verwirrend. Offenbar scheint Hiero nicht bekannt gewesen zu sein, dass Pw und die anderen Kreismitglieder bereits vor ihm zum ›Projekt‹ gestoßen waren.
Vielleicht hat ihn Iris auch nur, etwa aus Langeweile oder einem anders gearteten Interesse, ohne sein Wissen in ihrer Kartei geführt. Denkbar wäre es. – gui
Himmelschick
C. Himmelschick
Journalist

Unter Journalisten und Psychiatern ist der Wahn, vom Himmel geschickt zu sein, verbreiteter als man denkt. Im Falle Himmelschick nicht ganz ohne Grund, denn er glaubt steif und fest an die Magie der Namen. Ein Interviewpartner mit dem nicht gerade seltenen Namen Faust zum Beispiel verwandelt sich seiner sprühenden Phantasie in einen, der zuschlägt, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Himmelschick arbeitet für verschiedene Medien, aber in einem Bereich, in dem sie gleich ticken, so dass man immer weiß, woran man bei ihnen ist: da kommt er, der Himmelschick, und kräht sein: Ick bün schon da. – gui
Hölzchen
Professor Hölzchen
FuP

Unser Bester. Komm in die Pyramide und sei unser Gast.
Theorie erregt ihn (selektiv).

Unter meinen Kritzeleien befanden sich stets einige, die ich in Gedanken mit ›Prof. Hölzchen‹ beschriftete: soll heißen, er war – und ist – ein dankbares Objekt meiner produktiven Phantasie. Etwas Unfertiges steckt in der ganzen Figur und will heraus. Sie hat nichts Pinocchiohaftes wie Kärich, sie dehnt sich und streckt sich, aber der Kokon ist zu starr und gegen Ende der Anstrengung fällt sie wieder in sich zurück. Will sagen, Hölzchen besitzt den Willen, groß zu denken, und verheddert sich umgehend im Kleingedruckten. Nichts anderes heißt es schließlich (wenigstens in diesem Fall, es gibt andere), ›von Hölzchen auf Stöckchen‹ zu kommen. Darin steckt die Sucht, das ›Nichtandere‹ Gassi zu führen, so dass letztendlich alles ›nichts anderes‹ als ›etwas anderes‹ ist. Aber was heißt schon letztendlich. Letztendlich ist nichts, erklärt Hölzchen seinen Studenten, wäre da etwas, so wären wir nicht so weit, es zu konstatieren.
Auch die Bezeichnung ›gern gesehener Gast‹ enthält eine kaum zu übersehende Pointe. Hölzchen sieht man gern, wenn er kommt, man sieht es gern, wenn er wieder geht. Bei alledem bietet er dem Tratsch kaum eine Angriffsfläche. Hölzchen bleibt Hölzchen: Das reicht für alle. Seine wahre Leidenschaft gilt dem Jazz. Es kursieren Aufnahmen von ihm mit wechselnden Musikergruppen, darunter wirklichen Profis, Leuten, die ihr Handwerk verstehen. Aus allen springt, kaum dass man sie hört, die Figur Hölzchen heraus, als habe jemand soeben einen Klappmechanismus bedient, und man bestaunt auch hier das Unfertige, das sich ringend Gebärdende, das sich so stark von seiner ›coolen‹ Umgebung abhebt, dass es den Zuhörer beinahe schmerzt – nicht minder übrigens den Betrachter, wie ich als Besucher eines späten Konzerts erfahren durfte.
Anmerkung: Sicher verführte ihn dieser vergebens sich vortragende Wille dazu zu gehören, koste es, was es wolle, zu seiner unrühmlichsten Rolle als Wissenschaftler. Als Flügelmann des Historikerstreits gehört er zu den Parteigängern des Großen Denunziators, der unerbittlich aus nächster Ferne über die Schamgesellschaft wacht. – gui
Homomaris
Homomaris
Künstler

bürgerlicher Name:
Jan Seter

Wie war die Botschaft?

Hier, sorry, leistet Iris sich einen Ausfall. Es ist nicht die Aufgabe des Künstlers, Botschaften in die Welt zu senden, sondern die der Welt, sie ihm zu entlocken. Im übrigen ist Homomaris sein eigener Botschafter. Wer ihn kennt, der kennt seine Botschaft, wer ihn nicht kennt … hat Pech gehabt. Es kann nicht alles im Leben glücken. – gui

Hurtenschwang
Professor Hurtenschwang
Historiker

Gehört zur Viererbande.
Siehe Liebermaus.

Ich habe diese Hurtenschwangs nie verstanden. Nein, ich muss mich korrigieren: ich habe den Raum nie verstanden, den sie um sich schaffen. Und wieder muss ich mich korrigieren: ich habe nicht verstanden, welche besondere Aura sie umgab (denn es handelt sich um eine aussterbende, vielleicht mittlerweile ausgestorbene Gattung), solange sie noch in Amt und Würden waren. Das klingt, als sei ich in meinem Leben einem Dutzend von ihnen begegnet. Auch das ist nicht wahr, ich habe Hurtenschwang nur gelesen (er zählte eine Zeitlang zu den Historikern, die man hierzulande las) und ein paarmal miterlebt, wie Kollegen, Hölzchen zum Beispiel, über ihn sprachen. Aus diesen Eindrücken habe ich mir ein Bild geschaffen: das Bild eines hölzernen, die Ältlichkeit mit der Muttermilch eingesogen habenden Mannes, aus dessen Reden eine gewisse Pfiffigkeit spricht, während seine ganze Erscheinung von einer Traurigkeit zeugt, die aus anderen Jahrhunderten zu stammen scheint, während sie vermutlich den letzten Kriegstagen im Osten geschuldet ist, aus denen er, Kleinkind, das er war, nur einen wirren Nebel im Gedächtnis behielt.
Hurtenschwang, das ist der Aufarbeiter par excellence, als Mensch und als Wissenschaftler, ein Bohrender, der bedächtig nach Nuancen tastet, weil er glaubt, dass die Ungenauigkeit in den Worten den wahren Grund für das Unglück der Welt darstellt, und dann, im Niederschreiben seiner Gedanken, doch in die Floskeln zurückfällt, die man so oft schon gelesen hat.
Nichts anderes macht ihn angreifbar. – gui

Iris
Ingo Ha
Lehrstuhlvertreter (?)

Eigentlich nett.

Die Informationen über Ingo Ha sind spärlich. Wie es scheint, kam er ursprünglich aus der Schweiz, genau gesagt, aus ihrem französischsprachigen Teil. Dafür spricht, dass er zum Studium nach Belgien ging. Sein Deutsch blieb, allen Fortschritten in der klassischen Philosophie zum Trotz, seltsam stockend. Hiero lernte den sporadisch vorbeischauenden Leckebusch-Schüler über Tronka kennen, der ihn gern mit seiner Herkunft aufzog, aber, selbst exterritorial veranlagt – null Stallgeruch, wie Hölzchen dazu gesagt hätte, ausströmend –, ohne Wenn und Aber gelten ließ. Ingo Has Freundin, Schottin von Herkunft und aus, nun ja, Leidenschaft, komplettierte das Quartett der Unsäglichen, wie der Student Eike, aus katholischem Elternhaus kommend, sie bei sich bezeichnete – nicht, weil er die vier so unsäglich gefunden hätte, sondern weil er mit leisem Widerwillen den Sog der Unsäglichkeitsrede registrierte, die aus ihren Mündern kam, kaum dass sie in einem Café zusammensaßen und die ersten Urteile über ihre Umgebung austauschten. Keinen von ihnen verließ auch nur einen Moment das Bewusstsein, sich in Naziland zu bewegen, und da sie wenig, eigentlich gar keinen bewussten Kontakt mit der Bevölkerungsgruppe bekamen, die dieser Empfindung entsprochen hätte, hielten sie sich an ihrer Wirklichkeit dadurch schadlos, dass sie alles und jedes ›unsäglich‹ fanden, was anderen höchstens Anlass zu Spott oder Verwunderung gegeben hätte. Ein ordentlicher Deutscher parierte diese Manier schweigend. Eike ertrug sie stoisch als Beiwerk seines Studiums einer Ideenlandschaft, die in toto zu verwerfen er längst beschlossen hatte, nicht ahnend, dass sein italienisch geprägter Katholizismus ihn in Zwänge anderer Art bringen würde.
Was treibt Ingo Ha heute? Wohin mag es ihn verschlagen haben? Nach Oslo? Nach Bratislava? An den Rand der bewohnten Erde? Wer weiß das schon. Ingo Ha bleibt Ingo Ha, festgebannt in die Rolle des ewigen Lehrstuhlvertreters. – gui
Iris
Iris
Mitarbeiterin im Fu-Projekt

Rasche Auffassungsgabe, stimmt’s? (Kleiner Tipp am Rande: Behandle sie gut und sie weiß alles!)

Hat R sie gut behandelt? Wie ich ihn kannte, hat er mit ihr nicht viel anfangen können. Nur dieser kleine lesbische Zug, kaum erkennbar, wird ihn ›angemacht‹ haben. Vielleicht täusche ich mich auch und alles war anders. – gui

Irma
Irma
FuP

Irma la Douce.
Wo steckt der Strabo nur wieder?

Hier schweigt der Kommentator. Immerhin: dass Irma und Iris Freundinnen waren, wirft ein Licht auf die Zufälle, die unser Leben ordnen. Am Ende hat Irma Strabo dem Fu-Projekt zugeführt, aus einer Laune heraus, sicher nicht selbstlos, vielleicht, um besser unbehelligt ihrer Wege zu gehen. Wofür hat sie ihn dann gebraucht? – gui

Junge Frau
Junge Frau

Eine Liebe von R.
Sonst nichts.

Gewiss, ich kannte diese Episode aus Rennertz’ Mund. Ich hatte nur nicht verstanden, was ihn daran fesselte. Wenn ich es recht bedenke, holte er sich hier die Entzündung seines Lebens: den brennenden Wunsch, das Elend der Beziehung aufzuklären und, wenn möglich, aus ihm eine neue Lebensform zu gewinnen. – gui
Jungwissenschaftler
Jungwissenschaftler

Direktimport aus Tel Aviv. Einer von Elisabeths flüchtigen Liebhabern.
Müsste geworben werden (?)

Hatten sie ihre Augen denn überall? Verfügte R über ein Spitzelsystem? Dieser ›Gast im Hause Leckebusch‹ lässt auf Argwohn und Eifersucht bei R schließen. Das sind erstaunliche Eigenschaften für einen Menschen, gewohnt, im Schatten zu denken und zu handeln. Obgleich … just diese Charakterisierung würde ihn zur Bühnenfigur erheben, als sei er Schillers Griffel oder einem 007-Skript entsprungen, ein Intrigant und Bösewicht. Das ist natürlich Unsinn.
Dennoch bleibt die Sache mysteriös. So mysteriös, dass mir bei der Lektüre erst langsam dämmerte, um welche Person es sich bei dieser Aufzeichnung überhaupt handelt. Elisabeths Hausfreund, sympathisch-unwissender Import aus dem Nahen Osten, spielt im Fu-System eine Nebenrolle: Cicisbeo. Warum überhaupt? Weil er stört? Aber warum? Warum stört er? Weil er Elisabeth erlaubt, das Spiel konventionell zu spielen? Und warum setzt R nicht darauf, ihn auszuschalten (oder seine Rückkehr nach Israel abzuwarten)?
Vielleicht repräsentiert im System R dieser mir nur kurzzeitig bekannte junge Mann das, was Luxor für den Kreis der Tronka-Jünger bedeutet. Er ist der Exot. Zum Beispiel kommt er aus einem wirklichen Krieg, während alle anderen nur vom abwesenden Krieg schwafeln. Er treibt ihre Besessenheit auf die Spitze. Alle müssen sich um ihn kümmern – Elisabeth, R, Iris, von der vermutlich die Aufzeichnung stammt, und der Rest. Er ist der sichtbare Kämpfer auf bröckelndem Fundament, jedenfalls wollen sie es so sehen. Im Grunde wollen sie, dass er fällt. Ist das nicht das Los aller Kämpfer? Liegt darin nicht der verborgene Sinn der Kämpfe?
Angesichts der Obszönität des Beiseitestehens gilt das Wort: Sie kriegen den Kragen nicht voll. »Ihr und eure Kriege!« rufen sie allen wirklichen Kämpfern zu, und weiter ›kämpfen‹ sie an ihren zivilen Fronten, weil ein verrottetes Vokabular es ihnen vorschreibt, im Staat wie in der Liebe. Einmal ›Jungwissenschaftler‹, immer ›Jungwissenschaftler‹.
Dieses präparierte Insekt in Rs Setzkasten kann nicht altern. – gui
Kärich
Kärich
Philosoph
FuP

Später Gegner des Projekts. Dasslers Assistent.

Kärich hatte das Assistentsein bis zu dem Punkt verinnerlicht, an dem es in Selbstaggression umschlägt. Die Anekdoten über ihn sind Legion, z.B. die nächtliche Entsorgung des Seminarexemplars von Hegels Logik nach einer ausgedehnten Sauftour mit Studenten in den örtlichen Fluss (›Am Biente‹). Verleiher des Prädikats ›Guter Mann‹.
Ich war erstaunt, in Kärich einen bevorzugten Gesprächspartner Rs zu finden. Eher hätte ich erwartet, die beiden hätten sich nichts zu sagen gehabt. Kärich und Tronka hingegen waren einander spinnefeind. Das galt als allgemein bekannt und R gestattet sich tiefe Einblicke in Tronkas Psyche – wie überhaupt in sein privates Leben. Beides scheint sich nicht ausgeschlossen zu haben und verweist vielleicht auf die intime Distanz, die R in all seinen Beziehungen wahrt. Tronka ist ein Exponent der Schamgesellschaft und Kärich durchschaut ihre Verlogenheit bis auf den Grund. Kein Wunder, dass Hiero ihn ablehnt (obwohl hier auch Hörigkeitsgründe im Spiel sind). – gui
Kaltenegger
Prof. Heribert ›W.‹ Kaltenegger
Historiker
NoFuP

Medienstar

Beliebter Studiogast, siehe Herzländer.
Kaltenegger ist der Mann, der weiß, was er zu sagen hat und keinen Moment zögert, es auszusprechen. Er ist der verlässliche Studiengast, der stets gerufen wird, wenn es gilt, in einer öffentlichen Debatte den grimmigen Part zu spielen, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Der Rahmen, das ist der Stand des üblichen Kritizismus mit seinen Reizvokabeln und vorgezeichneten Ausfällen, zu denen die Moderatorinnen von langer Hand einstudierte Mienen aufsetzen, mit denen sie ihre Überraschung kundzutun pflegen.
In der Kindheit wollte K nacheinander Baggerführer, Einbrecher, Pfarrer und Revolutionär werden. Er konnte nicht wissen, wie hilfreich die zeitweise eingeübten Attitüden in seiner weiteren Laufbahn werden würden. Mit Birne I kann er endlich den Hassgegner seiner Kindheit stellen: Er verabscheut die ›Einheit‹ nach Kräften und damit den, der sie herstellte. Das heißt, ein paar Jahre lang verwandelt K das Zähneknirschen einer ganzen Generation von Salonsozialisten in kolloquiale Suada und streicht damit das Prestige des willkommenen Außenseiters ein, nach dem immer sein Streben ging. Heute ist Kaltenegger kaltgestellt und vergessen. Und das ist gut so. – gui
Karus
Karus
Honorarprofessor
Politiker

Der spinnt doch.
Narzisst.

Karus die Matrjoschka: kratze am Politiker und du erhältst einen Lobbyisten, kratze am Lobbyisten und du erhältst ein Aufsichtsratsmitglied, kratze am Aufsichtsratsmitglied und du erhältst einen Firmenberater, kratze am Firmenberater und du erhältst einen unbefriedigten…
Warum so eilig? Zwischenstationen sind denkbar. Wie dem auch sei, am Ende läuft alles auf einen Punkt hinaus, den springenden, auch punctum saliens genannt: Karus der Zukurzgekommene, Karus der Unersättliche, Karus der Profilsüchtige. Jeder kennt Karus, nur Karus kennt sich nicht, der Blick in den Spiegel gaukelt ihm jemanden vor, den niemand außer ihm kennt, und just diesen einen möchte er herausarbeiten – um jeden Preis. Das kann nicht gut gehen und darum ist Karus unter anderem ein Gescheiterter. Er findet bloß weder Zeit noch Mumm, sich dem Malheur zu stellen.
So weit so gut. Wie hängen Karus und Pyramide zusammen? Da R über diesen Punkt schweigt, wage ich eine Hypothese an seiner statt: Karus und Tschipek sind apokalyptische Sternenkrieger. Sie durchlöchern den akademischen Schutzschirm und schießen die Wissenschaft sturmreif. Erschrocken blickt R hinauf in den gestirnten Himmel über ihm und wen erblicken seine von Furcht und Hohn geweiteten Augen? Karus. Für ihn existiert zwischen den Anforderungen der Wissenschaft und der Politik kein Hiatus, er verrechnet sie, nach dem Wort Tummlers, 1:1 miteinander. Das qualifiziert ihn zum Frontmann. Der Excess, der beide Seiten miteinander fortreißt … was wäre er anderes als die hypothesenbildende Kraft der Wissenschaft, umgelenkt auf gesellschaftliche Projekte? Was wäre er anderes als die daraus entstehende gesellschaftliche Dynamik, die jede von ihr erfasste Disziplin mit sich fortreißt? – gui

Katerina
Katerina
Studentin
FuP

Sind scharf auf sie: Pw, Hiero und Guido (unter anderen).

Nein, liebe Kundschafter(innen) des Fu-Systems, hier irrt ihr euch. Ich habe sie nicht umworben. Ein Gefühl des Unangebrachten hielt mich davon ab. Ich wollte ihren Typ kennenlernen, ihre Ausstrahlung taxieren, ihren Wunschhorizont begreifen. Was noch? Es gab Tage, da hielt ich sie für intelligent. Intelligenz hat mich immer angezogen, doch diese hier war zu unstet, gelegentlich das Kindische streifend, um mich auf Dauer zu fesseln. Katerina, Tochter eines Klinikchefs, stand im Bann ihres Vaters, den sie ganz durch die Brille ihrer geschiedenen Mutter wahrzunehmen wünschte – wünschte, denn in der Praxis gelang ihr das nur unvollkommen. Im Grunde hoffte sie auf die Gelegenheit, ihm die bessere Gattin zu werden. Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe.
Yes – Katerina, distinguiert und umworben, wartete auf ihren Vater. Bis dahin schwärmte sie wider besseres Wissen von der Ankunft des Weißen Prinzen. Das alles ist sehr lange her. Doch wie mit den Jahren fast alles wiederkommt, so traf ich auch sie Jahre später wieder. Sie war hager geworden und wirkte erschöpft. Das Schulamt setzte sie tief in der von ihr ach so verachteten Provinz als Ersatzlehrerin für überraschend erkrankte Kollegen ein, ›Springer‹ genannt – unbemannt, ein Fall von Selbstabschreibung mit Hoffnungsspuren, die fransengleich quer durch ihr immer noch schickes Gemüt hingen.
All diese vom Zeitgeist verlassenen Frauen, bei denen die Liebe an erster Stelle steht, die sie, mit tief innen blockiertem Widerwillen, nur in der unerreichbaren Beziehung erwartet, wo gehen sie hin? Sie sterben ja nicht an Mangel aus Liebe oder an gebrochenem Herzen, sie sterben höchst selten, sie kriechen unter in irgendeinem freudlosen Dasein und werden am Ende die kältesten Hexen der Macht, die sie schlug. – gui
Kiefer
Professor Kiefer
Historiker (Neuzeit)
FuP
 

IMS (Ihrer Majestät Stiefelknecht)

Eigentlich … ist Kiefer ein netter Kerl. Was tut ein netter Kerl in der Pyramide? Er hält sich zurück. Er hält sich so sehr zurück, dass er kaum anwesend scheint … und schon ist der Eklat da. Genauer gesagt, die üble Nachrede, die es nicht ganz zum Eklat bringt, weil der Nimbus geborgter Prominenz den Zwergenaufstand im Aufkommen erstickt.
Hinterzimmer-Volksheld mit ausgebautem Volkstribun, also ohne Mission, vergraben in Studien, die mit chronometrischer Verlässlichkeit in öffentliche Vorträge münden. Hier fühlt er sich wohl, hier ist er Herr im Haus. – gui

Killus
Professor Severin Killus
Historiker (Zeitgeschichte)

 
 

Erst gefeiert, dann Unperson.
Gegenspieler des Großen Denunziators.
Zählt zur Viererbande.

Wie nähert man sich einer Person der Zeitgeschichte? Zu Killus, fürchte ich, wurde alles gesagt. Doch halt, da bleibt eine Kleinigkeit nachzutragen: Bourgeois Killus ist eine Jugendliebe von Elisabeth, Leckebusch weiß darüber Bescheid und schwankt deshalb, sobald er an Killus denkt, zwischen Großmutsanfällen und kleinlicher Eifersucht. Ist das wichtig? Dem Biographen wird alles wichtig. Vielleicht liegt hier ja der Grund, dass Killus nie im Inneren der Pyramide gesichtet wurde. Für ihn, der die Gründungspläne studiert hat, schmeckt sie zu sehr nach Leckebuschs Kreation. Doch darin täuscht er sich gründlich. Innerlich hat Leckebusch sich längst von der Institution abgewendet, deren Gründungsrat er lange Zeit leitete. Er hat Lunte gerochen… wovon auch immer.

Für Killus ist Leckebusch einer, der das Virus des ›neuen Menschen‹ unwissentlich aus dem sozialistischen Osten in den bürgerlichen Westen des Landes trug, unwissentlich deshalb, weil es maskiert in allerlei Forschungsvorhaben fortexistieren durfte, in denen sich für Leckebusch die westliche Freiheit manifestierte, da sie ›drüben‹ nie genehmigt worden wären, schlimmstenfalls den Antragsteller gleich nach Bautzen gebracht hätten.
In keiner seiner Schriften lässt Killus, intimer Kenner aller Faschismen und ihrer feuchten ideologischen Träume, Zweifel an den verborgenen (und offenen) Symmetrien zwischen den beiden Bürgerkriegsparteien aufkommen, wie er sie zu nennen beliebt: der linken und der rechten. Das hat ihn zwar nicht zum frenetischen Antikommunisten geformt, aber sein Sensorium für die gefährlichen Blasen geschärft, die von Zeit zu Zeit aus dem Bauch der bürgerlich-liberalen, mit libertär-kollektivistischem Gedankenstoff angereicherten Gesellschaft aufzusteigen pflegen.

Für den Großen Denunziator, das lässt sich anmerken, ist Killus der ideale Feind, ›die eigene Gestalt als Frage‹: Wer will ich sein? Wer muss ich sein? Killus ist das, was der geheime Schmitt-Schüler, der unendlich defizitäre Andere, der sich durch eine ins Maßlose gehende Produktion täglich erschaffen muss, gern besäße – die in die Zeit geworfene Urteilsfähigkeit auf zwei Beinen, ausgestattet mit einem instinktiv ordnenden Verstand und einer überscharfen, definitorisch zuspitzenden, an den Rändern leicht holzschnittartigen Sprache. Dafür gehört er, wie ein gewisser Giordano Bruno ein paar Jahrhunderte vor ihm, auf den Scheiterhaufen und der Große Denunziator steht nicht an, den Brand zu entfachen. – gui

Kitty
Kitty
FuP

FuP aus Überzeugung. Hasst ihren Mann (Sibla). Kettenraucherin. Ergiebig (!)

Nun gut, ich versuche mir einen Reim zu machen. Kitty, Beschäftigte in einem Wohlfahrtsprojekt, beschließt eines Tages, Künstlerin zu sein, um ihren Mann, den erfolglosen Musiker Sibla, abzuschießen. Warum das? Was hat er ihr getan? Er hat ihr, soviel scheint festzustehen, die besten Jahre genommen. Sie war auf seinen Erfolg abonniert und wurde bitter enttäuscht. Die besten Jahre… Im Grunde ist diese Geschichte tragisch, doch derart von Störgeräuschen durchsetzt, dass es mir immer noch schwer fällt, ihr zu folgen. Kitty fällt vom Fu-Projekt direkt in den Excess. Gewiss, man kann das Projekt als Anleitung zu einem exzessiv gelebten Dasein missverstehen, aber das Wort ›Excess‹ meint, wenn ich recht verstehe, etwas anderes. Ich möchte R nicht in die Speichen greifen, aber im Excess wird die Welt der durchlaufenen Exzesse gegenstandslos, ihrer Substanz beraubt, eine Ansammlung bloßer Ärgernisse, deren man sich kaum noch erinnert, es sei denn zu Denunziationszwecken. Diese umfassende Verflachung bei Beanspruchung völliger Deutungshoheit über das Vergangene ist das Eingetretene, das niemand erwartet hat. Als habe man ein Verbrechen unbeschreiblichen Ausmaßes begangen und wolle einfach nicht mehr darüber reden, es sei denn im Modus der Schuldzuweisung an andere. Ansonsten karrt man seine Erinnerungen zur professionellen Trauer-, Leid-, Schmerzbewältigung – lauter Pseudogrößen, hochdisponibel, denen der menschliche Sinn abhanden gekommen ist. Oder man macht eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin und mischt sich unauffällig unter die Frommen, die dergleichen schon länger praktizieren. – gui
KliTa
KliTa
Klimagöttin
Konni
Cornelia Kornisch
Galeristin
Kurtzweil
Kurtzweil
Bibliotheksaufsicht
FuP
 


Brauchst du einen groben Keil?
Frage Kurtzweil.

Genosse Kurtzweil, während seiner Dienstzeit durch den unersättlichen Konsum abgedroschener Sciencefiction-Titel auffällig, verwandelt sich, kaum außer Haus, in den führenden Leserbriefschreiber der Ruhrstadt: durchglüht vom Wunsch nach schärferen Maßnahmen, auf welchem Gebiet auch immer, beseelt von der unerschütterlichen Überzeugung, die Welt, in der er lebt, sei nicht die wahre Welt, sondern eine kapitalistische Simulation, welche dem Einzelnen vorspiegelt, in ihr werde für die Erfüllung seiner Bedürfnisse gesorgt. »Und wer ist dieser sogenannte Einzelne?« fragt er höhnisch. »Ich frage nicht für mich, sondern für die von Ihnen tagtäglich gedemütigte, mit Füßen getretene arbeitende Menschheit: Wer ist dieser Einzelne? Kennen wir ihn? Nein, wir kennen ihn nicht. Er ist ein Konstrukt. Ein Konstrukt, das Sie tagtäglich in die Welt schicken, damit es dort, unbeschadet seines Nichtseins, maximalen Schaden anrichtet. Diesen Schaden müssen wir, die Opfer seiner Gier (ihr wahrer Name ist Raffsucht, das nur nebenbei), so bald wie möglich beheben, sonst brennt es uns noch die Umwelt unter dem Arsch weg. So sieht es aus.« Wie man sieht, bleibt ein Aufenthalt in der Bibliothek einer Weltuniversität nicht ohne Folgen. Kurtzweil ist der Auffassung, dass der Kapitalismus eine sterbende Wirtschaftsform sei, weil in ihr so viel gestorben wird: »All diese Toten, diese sinnlos für die falsche Sache Gestorbenen zeugen gegen das System. Der Mensch der Zukunft wird leben. Dafür lohnt sich der Kampf.«
Wie alt wird Kurtzweil inzwischen sein? Er hat den Sprung ins digitale Zeitalter geschafft (kein Wunder bei seinem Arbeitgeber) und besitzt einen eigenen Blog. Vielleicht gehört er bereits zu den Unsterblichen, die seinem geistigen Auge vorschweben. Man weiß diese Dinge nicht, man ahnt sie nur von fern.
Legendär sein Ausruf: »Ermordung einer Butterblume! So ein Scheiß. Lesen Sie etwas Anständiges!« – gui

Kypras
Kypras
Fu-Kritiker

Ein Fall für sich. Dassler-Schüler und -Feind.

Ich kann nicht behaupten, ich hätte ihn gut gekannt. Eigentlich verstehe ich ihn heute noch kaum. Dabei nahm ich, so merkwürdig es klingt, eine Zeitlang an einer Kellerrunde um seine Person teil. Kypras, der es vorzieht, seine Sommer in Athen zu verbringen, lebt vom Ruf des ›griechischen Philosophen‹, als sei damit irgendeine Auferstehung Xenophons oder eines seiner Enkel verbunden. Mag sein, mehr schlecht als recht, darüber steht mir kein Urteil zu. Dass er über ein ungesättigtes Karrierebewusstsein verfügt, liegt für jeden, der ihm einmal näherkam, auf der Hand.
Kypras gehört zu den Wissenschaftlern, denen ihre Medienpräsenz vorgaukelt, die akademische Zunft lasse sie zu Unrecht links liegen. Sie fühlen sich von ihresgleichen unter Wert gehandelt. Der Eindruck mag stimmen oder auch täuschen: Tatsache ist, dass die Aufmerksamkeit, die ihnen widerfährt, sich aus anderen Quellen speist als bei denen, die sich auf Fachpublikationen beschränken.
Als Publizist zählt Kypras zu den Konservativen im Lande. (Was nicht bedeutet, dass er in ihren Kreisen zählt. Konservative schätzen es nicht, wenn ihnen Unterstützung von außerhalb widerfährt. Besser gesagt, sie können damit nichts anfangen, da sie zur Abschottung neigen. Den Konservatismus der anderen halten sie instinktiv für Falschmünzerei. Mag sein, dass sie damit recht haben, besonders bei Philosophen, die Karl Marx ebenso zu ihrem Erbe zählen wie Diogenes oder Wittgenstein. Das ist nicht der Konservatismus, den sie meinen, wenn sie ihre ›Wertediskussion‹ propagieren.)
Kypras’ Feindschaft mit Dassler beruht auf dem, was ich oben ›ungesättigtes Karrierebewusstsein‹ nannte: einer winzigen Note, mit der letzterer ihm am Anfang seiner Laufbahn den Zugang zum Kreis der ›guten Männer‹ verwehrte. Unter Kennern lässt sich Kypras’ Weltbild aus dieser Note deduzieren. In Dasslers Augen war Kypras ein kluger (und fleißiger!) Kopf, aber kein Philosoph: ein Doxograph. Kypras verspürte (was ich gut verstehen kann) das lebhafte Bedürfnis, die Wertung umzukehren. Seither posiert er als Entdecker des gnadenlosen ›survival of the fittest‹-Programms unter den Denkern aller Zeiten und Räume: Philosoph ist, wer am rigorosesten den anderen das Philosophsein abspricht und damit, wenigstens eine Zeitlang, durchkommt.

Nachtrag:
Das alles ist eine Weile her und Kypras liegt längst als Unfallopfer unter der Erde. Er ist zu früh gestorben, um die Ankunft der Verhältnisse zu erleben, die zu prophezeien er nicht müde wurde: eine Welt, beherrscht von Oligarchen, welche die Ängste der Massen als Herrschaftsmittel entdeckt haben und sie gnadenlos gegeneinander treiben. – gui

Langwasser
Langwasser
Prof. em.
 
 

Der ist wohl jenseits. Aber nett.

Langwasser, ah. Mein Informant. Mediendidakt. Eigentlich hat er mir mit seinem gewaltigen Charme die Verhältnisse im Inneren der Pyramide aufgeschlossen. Meine Gespräche mit ihm sind Legion. Dass ein paar reizende Kollegen den Emeritus am Ende auch noch öffentlich zu ächten beschlossen, eröffnete mir, nachdem ich erst einmal seine Bekanntschaft geschlossen hatte, eine wahre Goldgrube von Tratsch und spitzen Bemerkungen, die nicht ungern das Boshafte streiften: allen fröhlichen Denunzianten, insbesondere dem Kollegen Struwwe, sei hier mit Nachdruck gedankt.
Wie ist Langwasser? Wie ich schon sagte: gewaltig. Nicht von der Statur her, da hält sich alles in geordneten Bahnen. Nur sein übergroßer Mund verrät, was passiert, sobald man ihn anstiftet, zu einem ›Thema‹ seinen Beitrag zu leisten. Ein Thema braucht es, um ihm den Mund zu öffnen, vorher bleibt er verschlossen, danach ist kein Halten mehr. Es kann beliebig sein, dieses Thema, Hauptsache, es liegt an. »Das ist ein anderes Thema, darauf kann ich auch kommen, wenn es gewünscht wird«, ist so eine Phrase von ihm, jeder, der mit ihm zu tun hatte, kennt sie.
Kein Wunder, dass ein solcher Mensch in einem Klima fortschreitender Verbiesterung und Gedankenkontrolle Anstoß erregt, Anstoß erregen muss, fast schon aus Selbstachtung. Denn als der Einzelne, der er ist, will er brillieren: Wie kann ein Angepasster brillant sein? Und wie stets eines zum andern kommt, so kommt auch in diesem Fall ein Anstoß zum andern. Anstößigkeit will überboten werden, ansonsten nützt sie sich ab. So kann es geschehen, dass mittlerweile selbst engste Freunde sich fragen, was ihn dazu bewegen mag, ›dieses Zeug‹ abzusondern: hat er nichts Besseres vor? Hat er, hat er, aber in seinem Alter will er die tägliche Raubtierfütterung um keinen Preis verpassen. Er muss dabei sein. – gui

Leckebusch
Professor Leckebusch
FuP

Institutsgott (siehe Dassler).

Der tiefe Fall des Philosophen in Kürze: Hat in Leipzig studiert, im ›legendären‹ Hörsaal 40 den Weltphilosophen Bartosz gehört und sich durch zeitige Republikflucht den Folgen entzogen (keiner weiß wie). Tritt gern im Fernsehen auf. Schreibt anlässlich der Wiedervereinigung ein bitteres Erinnerungsbuch und wird von der linken Kulturschickeria geächtet. Seine Bücher, vormals Klassiker der Zunft, werden aus dem Verkehr gezogen und jede Rezeption wird in Freiheit getilgt.
Soviel kann jeder wissen, der sich der Mühe einer kleinen Recherche unterzieht und die richtigen Schlüsse zieht.
What else? Einmal habe ich Leckebusch (den öffentlich angekratzten, aber noch nicht vollends geächteten Leckebusch) allein zu Hause aufgesucht, er lebte bereits von Elisabeth getrennt und hatte sein Domizil in einem winzigen Häuschen am Stadtrand aufgeschlagen. Zu meiner Überraschung war er außerordentlich erfreut, mich zu sehen, und zeigte sich nachgerade aufgewühlt. Wir saßen im Nebenzimmer eines nahen Lokals mit hochgestellten Stühlen. Er schien erpicht darauf, mir die neueste Unbill aus seinem Kampf mit der intellektuellen Hydra des untergegangenen Parallelsystems mitzuteilen, der er jede Intellektualität absprach: es waren, in seinen Augen, wirkliche Totengräber des Geistes, die sich da frevelhaft zurückmeldeten, nachdem sie im östlichen Camposanto so lange unwidersprochen das Sagen gehabt hatten.
Diese hyperpolitische Erregung scheint ihn bis zu seinem überraschenden Ende nicht mehr verlassen zu haben. So wurde aus dem nüchternsten Menschen meiner Bekanntschaft der Philosoph, der brannte, auf seinem Gebiet vergleichbar dem Pfarrer Brüsewitz, der sich, aus Protest gegen den atheistischen Staat, ein paar Jahre früher vor der Kirche seiner Kleinstadt selbst verbrannt hatte.
Wie es scheint, kannte Leckebusch ihn persönlich. Die Fälle ähneln einander, weil sie im Nachhinein ein tiefes Einverstandensein mit Staat und Gesellschaft bekunden, dessen von außen auferlegte Störung die kompensatorischen Fertigkeiten der Psyche überforderte und die betreffende Person in den Kollaps trieb. Leckebuschs Antikommunismus hatte im westlichen Universitätsbetrieb eine fraglose Heimstatt gefunden. Der erste Schritt in die politische Öffentlichkeit belehrte ihn über die wahren Kräfte im Lande und das Ausmaß ideologischer Verblendung, die nun zusammenwuchs, weil sie immer zusammengehört hatte. Das Schneckenhaus war fort. Hätte er es wiedergefunden, so hätte er es vermutlich eng und unbewohnbar gefunden. – gui
Liebermaus
Professor Liebermaus
Historiker

Gehört zur Viererbande. Siehe Hurtenschwang.

Dann einmal der Reihe nach. Zur Viererbande gehören:
a) Killus
b) Streicher
c) Hurtenschwang
d) Liebermaus.
Wer hat das Recht, ein solches Etikett zu vergeben? Der Große Denunziator.

Liz
Liz
FuP

Unser über alles geschätztes Groupielein.

Liebe Liz, ich habe es erwartet, ich wusste es instinktiv, dass du mich auf Rs Spur führen würdest, doch als ich das Geheimnis endlich gelüftet hatte, traf es mich doch. Warum, wirst du fragen. War das nicht unsere geheime Abmachung? Ich das Lockmittel, du der Gimpel, du der Höhlenforscher, ich die Fledermaus, die dich zu den im Dunkel des Manuskripts verborgenen Schätzen führte. Wir sind also quitt. Und, Hand aufs Herz, hatten wir nicht eine schöne Zeit? Ein wenig stressig vielleicht, aber auch da haben wir einander nichts vorzuwerfen. Und wenn wir uns morgen auf der Straße wieder begegneten und das nächste Café wäre nicht weit, wer weiß? Nenn’ mich Verheißung, nenn’ mich irgendwas, aber nicht Groupie oder alte Hexe, sonst komm’ ich und kratz’ dir die Augen aus. Da wäre es doch schade um das viele Sonnenlicht.
Muss man alles ausplaudern? Man muss. Aber nicht hier. – gui

Lobbock
Professor Lobbock
Industriehistoriker
FuP
 
 
 

Scheint okay zu sein.
Bringt sich selbst um die Wirkung.
Das wird nichts.

Lobbock und Tummler: die Unzertrennlichen. Man findet allerorts ihresgleichen – einer schlägt den Takt und der andere richtet sich darin ein. Wer nichts von Gesellschaft versteht, der findet: ein harmonisches Paar. Dabei besteht Tummlers Lebensproblem darin, dass er findet, Lobbock verstehe ihn nicht. Lobbock hingegen … gibt es einen besseren Weg, Lobbock zu beschreiben, als den, dass er Tummler durch und durch zu kennen meint? Ich glaube nicht. Lobbock, lange auf der Suche nach einer Kompetenz, die ihm kein Berufenerer wegnimmt, ist fündig geworden und sein Fund heißt Tummler. Denn Lobbock – in aller Ehre und Güte sei es gesagt – ist ein Wiesel, das sich für einen (kommenden) Löwen hält. Da nützt es nicht viel, hinter Löwen (wie Streicher) herzuwieseln und abrupt zu verstummen, wenn sie in die öffentliche Kritik geraten. Es nützt nicht viel, aber der Schaden hält sich in Grenzen, solange Tummler mit ihm durch dick und dünn geht. Das ist die Eigenschaft, in der Lobbock ihn kennt und auf deren Grundlage er ihn zu durchschauen glaubt. »Wohl bekomm’s!« möchte der Zuschauer dieses Stücks im Stück (denn das ist es) ihm zurufen, »gibst du den Hamlet, gebe ich deine Mutter.« Was Lobbock und Tummler miteinander verbindet, ist, sozusagen, das Projekt im Projekt, das absolute Projekt, dem sie in jedem ihrer gemeinsamen Forschungsprojekte huldigen, das sie auf Sand setzen.

Nachtrag: Gelegentlich dreht Lobbock in diesen kalten Tagen ein Stück seines Mantels nach außen und lässt ein rotes Innenfutter aufblitzen, dann klappt er ihn wieder zu – ich hab’s aus gesicherter Quelle. – gui

Luxor
Luxor
FuP

Was tut der hier? Wildert wohl ein bisschen.

Wer ist Luxor? Das habe ich mich oft gefragt und nie eine Antwort gefunden. Luxor ist das bateau ivre des Tronka-Kreises: unfassbar und unvergesslich. Fest steht, dass ihn die Person Pw in den Kreis zieht, dort aber nicht festhalten kann. Ist es sexuelle Attraktion? Wenn ja, dann ohne Aussicht auf Erfolg: Pw ist Hetero ohne Wenn und Aber. Wer Luxor als eine Art Lebenskünstler betrachten wollte, läge wohl nicht ganz falsch. – gui
Lydia S.
Lydia S.
Kunststudentin
FuP

Macht Scherereien.
Achtung: Führt Tagebuch!

Rote Haare, Scheitel straff gekämmt. Wer lang genug lehrt, dem bleibt seine Lydia nicht erspart. Ist L in W verliebt? Schwer zu sagen. Sie hat ihn erwählt unter ihren Proffs und lässt nicht locker, bis sie von ihm bekommt, was sie will: alles. Was dann geschieht, das weiß keiner, denn in der Regel schwelt das Drama ergebnislos in einem Seitenfach.
Ist Lydia begabt? Schwer zu sagen. Das pathologische Feuer, das in ihr schwelt, lässt sie aussprechen, wonach andere vergeblich jahrelang unterwegs sind.
Unendliches Mitleid … für eine Täuscherin. – gui
M
M
Dichter
Fu-Zuträger

Stasi-Akte bei Gelegenheit anfordern!

Wo immer er auftritt: Devisenmaschine M vertritt die Deutsche Demokratische Republik (den doofen Rest unter Spöttern) mit Händen und Füßen. Gern würde er sie mit Füßen treten. Dabei ist er ihr Fußabstreifer und weiß es. Seine Akte bei der Staatssicherheit ist lang, es kennt sie bloß keiner. Jedenfalls nicht, bevor sie, den Zeitläufen folgend, allgemein zugänglich wird. »Wer beobachtet, der wird beobachtet.« »Wer Zeugnis gibt, dem wird Zeugnis erteilt.« Als Zeitzeuge ist M ein Versager. Verdichten, zuspitzen, aufrühren: so lautet, laut Selbstbeschreibung, seine Tätigkeit. Und es ist was dran. Wieviel, das wissen die olympischen Götter. In der dritten Brusttasche links ist M Klassiker. Er möchte ein Œuvre schaffen, das ist sein Wunsch und sein Begehr. Ich will einen geräumigen Sarg, soll er einmal gesagt haben, aber die Aussage ist, wie durch ein Wunder, nicht verbürgt.
M ist Keiner. Als Keiner (wahlweise Kain, Kainar, Kiener, Kihna, Künahr) tritt er in seinen Stücken auf und bläst ihnen das Leben ein, das ihnen fehlt. Ja, er will, dass sie leben, dass sie Leben sprühen, dass sie Leben absondern wie das Leben sein Exkrement: außerhalb ihrer selbst, doch zuinnerst ihrs. Ein Exkrementator. – Andere Schiene: Müller kommt von Müll. Auch das soll er gesagt haben. Die wesentlichen Aussagen seines Lebens sind unbezeugt, also Müll. (»Das ist doch Scheiße«, soll er, bezeugt, gesagt haben. Ganz recht. Andererseits: ganz recht hatte er nie.) Im Müller von Sanssouci fand er die Rolle seines Lebens und ließ sie nie mehr los. Wie ein Hund, der sich im Kreis dreht, nach seinem Schwanz, so schnappt M unentwegt nach der sich beharrlich dem Zugriff entziehenden Staatsmacht. Nein, er hat keine Ahnung, worüber er schreibt. Gerade deshalb bedient er die Ahnungsvollen.
Wenn sie mich fragen: M ist ein Antipode von R, der sich gern Niemand nennt. Vielleicht auch eine Erfindung von ihm, die es in die Wirklichkeit schaffte. – gui
M
Mann

Mannomann.

Bei Poe gibt es den Mann der Menge – dieser hier ist der Mann der Medien. Nicht irgendein Mann, sondern zusatzlos: ›ein Mann‹ resp. ›Männer‹. Der Mann der Medien gehört in die Kategorie der Täter, vorzugsweise der mutmaßlichen ›Straftäter‹, in der er auch dann verbleibt, wenn er längst überführt ist und an der Tat kein Zweifel besteht.
Der Mann der Medien erinnert daran, dass praktisch jede Tat im öffentlichen Raum, vorzugsweise mit politischem Beigeschmack, praktisch nach Belieben überschrieben werden kann. Dazu genügt übrigens der dümmste Journalist: das Überschreiben der Wahrheit (oder der Tatsachen) gehört dem Vernehmen nach in bestimmten journalistischen Kreisen zur Grundausbildung. In diesem Fall – dem Fall des ›Mannes‹ ohne Eigenschaften – wird durch Weglassen überschrieben, ein bemerkenswerter Vorgang, der verhindern soll, dass die Tat ›in bestimmte Schubladen gesteckt‹ wird. Um welche Schubladen es sich handelt, variiert naturgemäß nach Adressatenkreis und herrschender Ideologie. Im Prinzip ist die Sache beliebig.
Staatsversagen – oder -verfall – hat viele Facetten. Zweifellos spiegelt der eigenschaftslose Mann der Medien eine davon. Für R bedeutet es den Zwang, die Welt außerhalb der Pyramide zur Kenntnis zu nehmen: die wirkliche Welt, nicht die der Konversation, wie wir beide sie lang genug pflegten. – gui
Mechtel
Mechtel
FuP

FuP ohne Fortune (keine weiteren Einträge).

Genannt Fräulein Portiönchen. Gehört zum Tronka-Kreis und hält innerlich Abstand. Pflegt ein Verhältnis mit Hans-Hajo, den sie gern los wäre, und hat ein Auge auf Hiero geworfen, der, wie er sagt, mit ihr nichts anfangen kann. Später Professorin im befreundeten Ausland.

Anmerkung: Als ich mich Jahre nach unserer ersten Bekanntschaft in der Bibliothek des Instituts nach ›Fräulein Portiönchen‹ erkundigte, wäre ich von der empörten Fachkraft fast des Hauses verwiesen worden: Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. – gui

Mediziner P
Mediziner B
Epidemiologe

Der Mediziner am Kreuz der öffentlichen Meinung: man weiß nicht, breitet er seine Arme aus, um die Gebrechlichen und Todgeweihten dieser Erde zu umfangen, oder fällt er – endlich, wie seine Widersacher inbrünstig hoffen – den ihm zugedachten Qualen zum Opfer?
Ich habe so einen Verdacht, um wen es sich bei B handeln könnte: ein ›Fall‹, der durch die Medien rauschte, nachdem ein kleiner Schmierfink ihn präparierte und andere Schmierfinken das Ergebnis ausbuchstabierten. Das Verbrechen dieses Mannes ist leicht umrissen: Bescheid wissen und sein Wissen ohne Rücksicht auf Opportunität weitergeben gilt als das größte Verbrechen, das sich ein redlicher Mensch in der Lügengesellschaft zuschulden kommen lassen kann. Die ersten, die von ihm abfallen, sind die ›guten‹ Leute. Eben sangen sie noch sein Lob, jetzt fühlen sie sich befremdet und meiden den Kontakt. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, dass Schmutz auf ihn gehäuft wird, der übliche Gang der Dinge, im Westen nichts Neues.
Im Falle B (vorausgesetzt, ich irre mich nicht in der Person) kommt der große Affekt hinzu: das Gefühl der Pflicht, vor einer medizinischen Menschheitskatastrophe warnen zu müssen – von Schwätzern und Geschäftemachern als sentimentale Panikmache weggeredet, obwohl es nur einer nüchternen Risikoanalyse entspringt, also gerade dem, was als Grundlage rationalen Handelns gilt, solange rücksichtslose Gier nicht alle Dämme sprengt.
B: das halb verborgene Gewissen einer Pandemie, an der alle verdienen wollten, koste es, was es wolle. Und gewiss, nach und nach bekommt jeder sein Fett ab, also das, was er verdient. – gui
Mergentheimer
Mergentheimer
Gärtner

Sindbad der Seefahrer, auf seine alten Tage Gärtner im Garten der Hesperiden. – gui
Mime
Andy Mime
FuP

Ein schreckliches Geheimnis umgibt Mime, das Prinzip Öffentlichkeit, das sich ihn einmal gekrallt hat und nicht mehr aus den Fingern lässt, er mag sich dazu stellen, wie er will. Man kann Mime für eine Ausstellung ordern und er kommt unbesehen, er reiht sich ein zwischen die Objekte, man gibt ihm ein Thema und er beginnt zu reden, vorhersehbar, das ist gut, das ist wichtig, er ist das gläserne Opfer, das jeder will. Neuerdings ist er, vor allem in den Medien, in Ungnade gefallen, er schäumt, aber er bleibt, was er ist, vorhersehbar. Er kennt seine Freunde, vor allem jene, die sich von ihm lossagen, er weiß, dass sie ihn an der nächsten Straßenecke abpassen werden, so vorhersehbar ist seine Welt. Die anhänglichsten unter ihnen haben sich schon vor langer Zeit von ihm losgesagt, sie sind damit so in Übung, dass sie gar nicht aufhören können, ihm öffentlich zu versichern, bisher hätten sie alles mitgetragen, aber diesmal, dieses eine Mal, gehe er zu weit. Er akzeptiert das, indem er ihnen – dieses eine Mal nur – in aller Freundschaft widerspricht. – gui
Miriam
Miriam
FuP

Hieros Lebenspartnerin Nr. 2.

Was Miriam auszeichnet, ist die Liebe zum Detail. Zum Beispiel registriert sie an Hiero frühzeitig den fatalen Hang, sich aller Verantwortung zu entledigen, indem er sich auf das väterliche Erbe zurückzieht. Dieses Erbe umfasst weit mehr als das Haus, das ihm nach dem Tod der Mutter zufällt. Es umfasst vor allem geistig-pekuniäre Dinge. Der Vater hat sein Geld in seine Ausbildung investiert und damit seinen künftigen Lebenslauf vorgezeichnet. Wenig überzeugt davon, dass Hiero seinen Lebenstraum, die Erbeutung einer Professur, auch realisieren würde, hat er unauffällig dafür gesorgt, dass sein Überleben auch bei ausbleibendem Erfolg nicht in Gefahr gerät. Statt die Sorge des Vaters lachend über sich ergehen zu lassen und ihre Produkte gutmütig zu verprassen, entwickelt Hiero daraus ein Tabusystem, gegen das niemand verstoßen darf, am allerwenigsten seine nächste Umgebung. Miriam ist sein erstes Opfer. Ihre Lebenswünsche – eine Reise, ein Wohnungswechsel, ein Kind – zerschellen an den Mauern des Tabus. Als sie aufsteht und geht, braucht Hiero ein Jahr, ihr zu folgen, nur um ein weiteres Jahr ›herauszuschlagen‹ und sie dann doch zu verlieren.
Verliert er sie wirklich? Am Ende verliert sie ihn – an seine wahnhaft forcierte Verantwortungsscheu. Als sie ihr Kind hat, aufgelesen in in der magischen Umgebung von Machu Picchu oder an einem der Badestrände Perus, steht sie erneut vor seiner Tür. Wie reagiert Hiero? Er kriecht unter den Schreibtisch, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Erst dann ist sie weg. – gui
Moderator
Moderator
Moderatorin
Moderatorin
Mompti
Maler Mompti
FuP

Der Unbestechliche.

Erstaunlicher Eintrag. Worin besteht Momptis Unbestechlichkeit? Mompti ist, als Maler und überhaupt, ein Meister der Nuance. Bisweilen verschwimmt ihm darüber der Umriss. Aber ›unbestechlich‹? Sollte ich versucht haben, ihn zu bestechen? Hat ihn Ama vor mir gerettet, als ich viel mit ihm vorhatte? Das ist Unsinn. R hatte mehr mit ihm vor und er scheiterte gründlich. I’ll send you a sidewinder ’cause I want a breakfast from you. Wo habe ich das, zusammen mit seinem tiefen Lachen, einst gehört? An einem Frühstückstisch im Monat Mai. Ama saß auch dabei. Ohne Ama ist Mompti nicht denkbar. Vielleicht hat sie ihn erfunden, aus einer Versenkung gezogen, um ihn irgendwann dorthin zurückzudrücken, bis ihm die Luft ausgeht. Ja sicher, so muss es gewesen sein: Mompti war schon versenkt, die andere Frau hatte ganze Arbeit geleistet, als Ama ihn fand.

Wohl dem, der ohne Kinder geht
aus dieser Not, die nicht im Buche steht.

Jedenfalls nicht in seinen. – gui

Nassen
Nassen
FuP

Assistent bei Friedenwanger. Sexmaniac.
Genial (!)

Ich stelle mir Nassen so vor: verfügt über einen freundlichen, aber unerbittlichen Körper, der sich den ihn bewohnenden Geist bis in den letzten Winkel hinein unterworfen hat. Wunschprojektionsfläche für Süchtige. Abserviert nach zwei, drei, spätestens vierzehn Tagen. Ideale FuP (›genial‹). – gui
Ophoff
Frau Ophoff
FuP

Hilfskraft am Lehrgebiet Friedenwanger.

Dichtes, dunkles Haar, braune Augen, zur Fülle neigender Körper, eher klein, eher geschwätzig, das eigentümlich gaumige Idiom sprechend, das einige Zeit unter ihresgleichen den Anspruch auf eine Karriere begründete, irgendetwas Intellektuelles, mit viel Luft nach oben. Ihresgleichen? Nun ja, dies ist ein sozialer Typus, individuell sehr unterschiedlich repräsentiert, aber auch eine Zeiterscheinung, eine Luftspiegelung über den Horizonten, ungreifbar und quälerisch gegenwärtig. Alles an ihr fordert eine männliche Reaktion heraus, weist sie aber gleichzeitig ab, nicht feindselig, wie auf dem Höhepunkt der weiblichen Selbstfindungsbewegung, eher resignativ, weil sie doch schaffen muss, was sie sich ganz fest vorgenommen hat.
R hält, ich bemerke das im Manuskript hin und wieder, ein Auge auf diesen Typus. Er will ihn nicht fördern, aber er hält ihn für unausweichlich. Friedenwanger hingegen beutet ihn gnadenlos aus. Er wäre nicht Friedenwanger, hielte er es anders damit. Ausbeuten ist seine Natur. – gui
Paar
Paar

Sondereinsatz im Wattenmeer. Was haben wir gelacht.

Iris? Ein Freund? Nassen?
So war das also. – gui
Pida
Pida
FuP

Tronkas erste Frau.

Tronkas erste Frau, sieh an.
Hier steht, extra lapidar, was er mir und seinem Kreis (oder seinen Kreisen) stets verborgen hat. Auf welchen Wegen R Tronka ausspionierte (oder ausspionieren ließ), ist mir nicht ersichtlich. Es ist auch gleichgültig, denn die Fülle des Materials spricht für sich. Ich wüsste nicht zu entscheiden, was hier Erfindung, was Dokumentation ist, auch hätte ich nichts hinzuzufügen.
Oder doch?
Was bleibt hinzuzufügen, wenn man einen Menschen genossen hat, vor allem wenn der Genuss bitter war und man Gefahr läuft, sich selbst zu verletzen, sobald man in die aufgespannten Netze der Erinnerung läuft? Pida ist die Frau, die dem Selbstwertgefühl eines Mannes schmeichelt, um es zu zerstören – nicht, weil sie es zerstören will, sondern weil sie mit ihm nicht leben kann und sich seiner erwehrt, als drohte sie daran zu ersticken. Dabei geht es beileibe nicht ums Gefühl: eine Affäre mit Pida ist eine Lektion über Selbstwert und seine Filiationen. Das Allerweltswort ›Selbstwertgefühl‹, in seiner absoluten und einseitigen Dominanz genommen, führt in die Irre.
Wie hoch veranschlage ich mich?
Frage aller Fragen, an ihr hängt das Schicksal der Welt, die ich nur als die meinige kenne oder überhaupt nicht. Pida hätte es bevorzugt, anonym genossen zu werden und zu genießen. Es wäre, innerhalb eines anderen ihr früh implantierten Kreislaufs, die perfekte Sünde in einem Leben frei von Aufsicht gewesen. (Sobald der Bettgenosse die Augen aufschlug, war es um die Anonymität geschehen und es begann eine Phase wirklicher Raserei, aus der es, jedenfalls von ihrer Seite, kein Entkommen gab. Kein Entkommen? Jedenfalls keines ohne ernsthafte Blessuren auf Seiten des Mannes, der die ihm zugedachte Aufgabe, die Beziehung zu lösen, übernahm.)
Wo mag sie heute herumschwirren? Ich weiß es nicht, ich lehne es ab zu wissen: zu gefährlich erscheint mir der Stoff. – gui
Pottner
Ernest Pottner
Lehrstuhl für Sozialgeschichte
Projektgegner

Westernheld. Nur die Sporen fehlen.

Pottner, Revierhengst, mit allen Wassern gewaschen. Ursprünglich Germanist. Auf Soziologie umgesattelt wegen der höheren ›sozialen Relevanz‹ (mehr Stellen!). Hat stets mehrere Projekte am Laufen. Versucht in seinen Vorträgen, Seminaren und Aufsätzen, die Riesen Weber, Luhmann und Habermas ›zusammenzudenken‹. Im Praktischen fühlt er sich wohler. – gui

Prolet-Typ
Prolet-Typ

Suche läuft. R sagt, wir müssen ihn finden. Ist wie besessen von ihm.

Diese ›Besessenheit‹, wie Iris das ausdrückt, ist vielleicht weniger der fixen Idee geschuldet, dem sterbenden ›Projekt‹ einen neuen Typus zuzuführen, als vielmehr dem, was kommt: politisch, gesellschaftlich, menschlich. Nein, es wird kein böses Erwachen nach dem Fu-Traum geben, sondern ein langes Verdämmern des Intellekts in Zuständen, die einst, jedenfalls in diesem Teil der Welt, als überwunden galten. Mit dem Intellekt geht die Freiheit, mit der Freiheit die berühmte Würde des Menschen, die unantastbare, und es beginnt die Zeit eines neuen, distanzfreien Pöbels, der sich und jedem, der ihm zu nahe kommt, gnadenlos an den Kragen geht. Dieser Pöbel ist ebenso streit- wie obrigkeitssüchtig, mit einem anarchischen Bodensatz, der sich gelegentlich in öffentlichen Auftritten Luft verschafft.
Wo soll das enden? Nirgends, mit Verlaub, denn diese Zustände herrschen seit langem in all jenen Teilen der Welt, die man als Verführte des Weltsystems bezeichnen könnte, den shithole states, die Geschichte nicht schreiben, sondern erleiden. Eher wäre die Frage, wohin die Geschichte, ihrer Trägerschicht verlustig, sich zurückziehen könnte. Ins Tal der Reichen? Das ist ein Märchen, das nie Erfüllung findet, aber an manchen Orten, zum Beispiel im schweizerischen Davos, immer aufs Neue aufgewärmt wird. – gui

Pw
Peter Wichterich, genannt Pw
FuP

Goldstück, leicht angeschmutzt.
Will, dass ihm eine die Füße küsst.

Ist Hiero Tronkas Lieblingsschüler, so ist Pw der Versucher. Worin besteht diese Macht? Er legt alle, bildlich gesprochen, aufs Kreuz. Das geschieht mit einer Mischung aus Charme und Schamlosigkeit, der die wenigsten etwas entgegensetzen können. Tronka zum Beispiel ist ihr hilflos ausgeliefert. Hiero, den er zur Weißglut reizt, sucht immer aufs Neue seine Nähe. Philosophisch gesehen ist Pw nicht existent. Er greift sich seine Argumente im Flug und siehe: der Mechanismus funktioniert. Abstauber (auch in eroticis).

Anmerkung: Als ich seinen Namen und die der anderen Tronka-Schüler zum ersten Mal in den Listen des Fu-Projekts fand, war ich schockiert. Ich hatte nicht gedacht, dass sie auf diesem Gebiet käuflich waren. Ihre Käuflichkeit musste sich als Wissenschaft tarnen, um dabeizusein. Doch was bedeutet das? Sie alle waren Schnäppchenjäger, gewillt, die Gesellschaft zu betrügen, von der sie sich betrogen fühlten, weil sie ihnen das gerade Maß verweigerte. Philosophisch gesehen, waren sie Opfer der Hermeneutik: der Kunst, durch die Brille von Toten zu sehen, als sähe man dann anders. – gui

Rektor
Rektor

Freund und Förderer des Projekts.

Unter den Blinden ist der Einäugige König. Dieser Rektor scheint, einmal gewählt, mit dem Amt verwachsen zu sein.
(Irgendwann löst ihn mit Elisabeth die Frau an der Spitze unserer Organisation ab, Vertreterin einer anderen Generation, mit anderen Vorstellungen vom richtigen Leben, Wissenschaft inclusive.) – gui

Rennertz
R (Rennertz)
Leiter des Fu-Projekts

R = R.

Zu den Zufällen, die im Licht späterer Ereignisse lesbar werden, zähle ich mein erstes Zusammentreffen mit Rennertz auf dem Straßburger Münstervorplatz, weniger der Kirche als der riesigen Fensterrose wegen, die ich während des ganzen Vorgangs nur einen erzwungenen Moment lang aus den Augen verlor. Sie ist das Emblem der Beschäftigung mit seinem Manuskript geblieben.
In diesem langen, noch immer nicht abgeschlossenen Prozess, in dessen Verlauf aus dem Bekannten Rennertz, der vielleicht mein Freund war, R wurde, blieb mir stets bewusst, dass es eines Ordnungssystems von der gebieterischen Macht dieses altvertrauten Symbols bedarf, um zwischen der atemlosen Jagd nach dem beharrlich fliehenden Sinn und der Fülle des Gegebenen, das allem Gesagten zugrunde liegt und vielleicht nur aus der Perspektive des Überfliegers sich zur Einsicht bequemt, einen Kontakt herzustellen. (Ich will den Gedanken hier nicht ausführen, aber auch die Pyramide enthält, wie ihre ägyptischen und präkolumbianischen Vorgänger, ein paar Geheimnisse, die imstande sein sollten, ihre Erklärungen mühelos zu überdauern.)

*Notiz*
Kennen lernte ich ihn vor dem Portal des Straßburger Münsters. Damals war ich mit Freunden unterwegs. Im Fond des großen, weich gefederten Wagens kämpfte ich mit dem aufsteigenden Gefühl der Übelkeit. Ich stieg aus, um mir Luft zu verschaffen. Ein Tourist, der sich auf den Stufen einer Kathedrale übergibt, ist eine Figur der Entgrenzung. Rennertz beobachtete die Zickzacklinie, die ich auf dem Platz beschrieb, vorbei an zugeklappten Sonnenschirmen, überquellenden, ihre Beute sachte dem Morgenwind überlassenden Papierkörben und rasch und hart pickenden Tauben, von denen die eine oder andere kurz aufflog, um zu demonstrieren, das sei nun wirklich nicht nötig gewesen. ›Das‹ konnte die Unterbrechung des Fressvorgangs, die Unterschreitung der Warndistanz oder den Vorgang als solchen bedeuten. Er sah das Zucken im Gesicht des Näherkommenden mit der Neugier des gleichfalls Fremden und verfolgte den stummen Kampf, dessen Sinn sich ihm nicht erschloss, obwohl er Züge von Vertrautheit trug, die zu deuten einem anderen vielleicht weniger schwer gefallen wäre als ihm, weil er sie ganz banal als das verstanden hätte, was sie waren.
Gleich auf der ersten Stufe erbrach ich mich. Der Impuls kam ohne Vorwarnung. Ein fast ebenso starker Reflex zwang mich, das Gesicht wegzudrehen. Die Hand, die zum Mund fuhr, erstarrte auf halbem Weg. Diese Hand... Rennertz hätte, einem höflichen Impuls folgend, vermutlich ein Taschentuch hineinlegen mögen, während ein zweiter ihn halb und halb weiter zu gehen bewog, aber gebremst wurde durch den Anblick der tänzelnden Bewegung, mit der ich die Berührung mit dem vermied, was seinen Weg aus mir nach außen nahm, als sei es jetzt und hier an der Zeit und ganz und gar notwendig. Welche Not sich da wendete oder sich zu wenden anschickte, konnte er nicht ahnen, es sei denn, er beschränkte sich darauf, den auslösenden Reiz als die Sache selbst zu nehmen. Er unterbrach seinen Gang, lächelte mich an und lockte mich mit ein paar Floskeln, die mehr in den Wind gesprochen waren, als dass sich in ihnen eine erkennbare Absicht bekundete, vom Ort des Geschehens fort, nicht ohne zu registrieren, dass der Wagen, der bisher im Hintergrund gewartet hatte, langsam anrollte und hinter der nächsten Hausfront verschwand. – gui

Reinmeier
Professor Reinmeier
Fu -

Sozialwissenschaftler.

Reinmeier, pardon, ist der Kollege ohne Kontakt. Auch R scheint sich dieser Regel zu fügen: mit Reinmeier fängt man nichts an. Schon ein Gespräch am Mensatisch muss lückenhaft geführt werden – mit langen Pausen, unbeantwortet bleibenden Bemerkungen, Achselzucken, abgewendetem Blick. Warum das so ist? Keiner weiß es, am wenigsten Reinmeier, der gelernt hat, es für den Zustand der Welt zu halten. Es ist aber seine Welt und die anderen sind seine Folterknechte, sie wollen nur nichts davon wissen.
Reinmeier ist in der Welt kein Unbekannter. Er publiziert viel, geht oft auf Reisen, sein Konferenzetat ist meist überzogen. Ich begegnete ihm flüchtig bei einem Treffen der International Society for Climate Defence (ISCD). Er trug eine Baskenmütze und wirkte geschäftig. Niemand beachtete ihn. Dieser Niemand war – an diesem Ort, in dieser Minute – ich. – gui
Ritter
Ritter, Elfriede
Prof. Dr. eu.
FuP

Professorin für was? Seife?

Iris, frech wie selten, hat recht. Ritter, zusatzlos Ritter: Professorin für was? Tourismus? Euphemismen? Man weiß es nicht, aber es muss eine exakte Wissenschaft sein, will man ihren Worten Glauben schenken. – gui
Rombo
Rombo, Fabrizio
Kunstmaler

Der Vulvenmaler. Ein Gesalbter aus den lichten Höhen des internationalen Kunstzirkus. – gui
Rosshammer
Professor Rosshammer
Germanist
Fu +

Irre. Der auch?

Sehr geehrter Herr Rosshammer!
Sie glauben nicht, wie sehr es mich freut, Ihnen auf diesen Seiten ein weiteres Mal zu begegnen, nachdem das wirkliche Leben uns auseinandergebracht hat. Das wirkliche Leben! Erinnern Sie sich? Nein, Sie erinnern sich nicht, denn Sie sind alt geworden und Genosse Alzheimer hat vor Ihrem so behüteten Geist nicht Halt gemacht. Vielleicht sind Sie auch schon gestorben und ich unterhalte mich mit einem wirklichen, das heißt virtuellen, von mir zu Unterhaltungszwecken heraufbeschworenen Geist.
Wo läge der Unterschied? Ich weiß, was Sie aus dieser kleinen Bemerkung herausholen würden. Immer haben Sie aus kleinen Bemerkungen Ihre weitgespannten Überlegungen herausgezogen, so wie einer Tee aus einem jener Teebeutel zieht, die Sie ein Leben lang von Herzen verachtet haben.
Ihre Teezeremonie war köstlich, aber auf Dauer ein wenig langweilig. Jedenfalls blieb sie mir so in Erinnerung. Zeremonienmeister: nichts wären Sie lieber geworden. Doch wo? Wer hätte Ihrer exquisiten Dienste bedurft? Die Universität war Ihr Glück. Sie durften sie als Ihr Unglück betrachten und alle Wunder dieser Welt virtuell durchkosten, als seien sie für Sie bestimmt. Was sie wohl waren, vielleicht noch immer sind. Wo immer Sie sich befinden! Aber, Herr Rosshammer, Ihnen fehlt, was den Menschen auszeichnen sollte: Entschiedenheit. Stattdessen verfügen Sie über Verbosität, mit einem Schuss Bosheit, einem wenzigen Schösschen, um es einmal so auszudrücken.
Sie verstehen mich, denn Sie verstehen stets. Besser gesagt: schon immer, wie Kollege Steinschwafel, der große Steinschwafel, das einst auszudrücken beliebte. Vielleicht sprach er Ihnen aus der Seele, aus der das Unvordenkliche quoll, als habe es sich eigens in Ihnen neu erfunden. Das Unvordenkliche, Dasslers Heimstrecke, Ihr Bewusstwerdungsagens, es gab Ihnen Recht, wann immer sie es brauchten.
Hab ich nicht recht? Vielleicht nicht ganz, ich brüte Unrecht in meinem Herzen, einen Groll, der nicht weggeht, ich mag davon halten, was immer ich will. Ganz recht, Sie haben Groll in meinem Herzen gesät, wo die längste Zeit Arglosigkeit residierte. Das war Ihre Tat und sie lebt fort. Adieu! – gui
Ruffmann
Professor Ruffmann
Fu-Gutachter

Freund des Projekts. Foucault-Schüler.

Miasmen. In dem kindlichen Leben, das jeder eine Zeitlang führt, wollte ich immer wissen, was Miasmen sind. Als ich Ruffmann, im Garten der Leckebuschs, zum ersten Mal begegnete, glaubte ich in dieser Sache eine verspätete Lektion zu empfangen: Ruffmann verströmte ein ›starkes Arom‹, wie ein Schriftsteller des achtzehnten Jahrhunderts geschrieben hätte, kein physisches, bewahre, auch kein ›geistiges‹, falls darin eine Restbedeutung von Geist spuken sollte, eher ein soziales, das besagte: »Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir.« Ruffmann verströmt seine Unvergleichlichkeit wie andere Leute ihren Charme oder ihren Siegeswillen. Nein, er will nicht siegen, das überlässt er seinen eingebildeten Adepten, er will es sein.
Rätselhaft, wie dieser Schürzenjäger in den Ruf gelangen konnte, schwul zu sein. Dieser Ruf, wie alles, kam zu seiner Zeit. Er passte in eine Ordnung der Dinge, in der ein Homosexueller nach allgemeiner Auffassung ein verdruckstes Leben führte oder sich ›der Schwulenbewegung anschloss‹, wie der seltsame Euphemismus lautete. Sich der Schwulenbewegung anschließen, soll heißen, den Gedanken öffentlich zu vertreten, auch Homosexuelle hätten ein Recht auf ungehinderte Sexualität und die Anerkennung dieses Rechts sei in mancherlei Hinsicht ein Gradmesser für die Liberalität einer Gesellschaft, bedeutete automatisch, sich als Schwuler ›zu erkennen zu geben‹ – zu outen, wie es bald danach – und einen neuen Gruppenzwang auslösend – hieß.
Der Gegensatz, dem Ruffmann seine theoretische Lebensarbeit gewidmet hat, ist der des Anderen und des Fremden – ein Gegensatz, der eigentlich keiner ist, sondern ein Übergang. Was Ruffmann daraus macht, wie er es macht, bedarf an dieser Stelle keiner Erörterung. Ruffmann wäre nicht Ruffmann, ließe er nicht in jede unmaßgebliche Äußerung, die er tätigt, die Überzeugung einfließen, erster zu sein und ein Erstlingsrecht beanspruchen zu dürfen. Im Garten der philosophischen Lüste macht ihn das, wie ich bereits schrieb, zum Faun: er kennt kein Davor und das Danach schert ihn, ehrlich gesagt, herzlich wenig. – gui
S
S
Politiker, Fu-Förderer

Das grüne Mammut.

Einst streetfighter, später seriös. Trifft sich heimlich mit M in der Pyramide. Die ewige Frage: Ist S erpressbar?
Keiner weiß es. Wer fragt, erntet ein Schulterzucken. S ist mächtig, keiner weiß warum. Jeder weiß warum: S besitzt Macht über Frauen. Die Frauen? Welche? Verbalemanzen, von denen es in der Gesellschaft nur so wimmelt. S, der seine Partei-Konkurrentinnen, ohne je eine Sekunde zu zögern, der Reihe nach entmachtet hat, umgibt sich mit einer weiblichen Garde, die an ihm leidet und ihm bedingungslos ergeben ist: authentischer Macho in einer Gesellschaft, die viel Zeit und Energie darauf verwendet, seinesgleichen auszumerzen. Selbstverständlich befindet sich S dabei in vorderster Front. Gereift, wirft er nicht mehr mit Steinen, sondern mit Wörtern. Trifft er, tut’s weh, trifft er nicht, tut’s nichts zur Sache.
S, das ist der progressive Teil der Gesellschaft noch einmal, als Mannsbild. Damit steht er über dem Projekt, der geborene Gönner. Sein umfangreicher Körper ist ein Garten der Lüste, bereit, entdeckt zu werden. Wer sich hineinwagt, erntet Macht und Ohnmacht. Ob Mann, ob Frau: sie kommen verwandelt wieder heraus. Anwidern darf sie nichts, es sei denn der politische Gegner, der stets der ideologische ist.
Als Kind zeigte man mir einst einen erlegten Maulwurf, vergaß aber, ihn aus dem Zeitungspapier zu wickeln, in das man den toten Körper gesteckt hatte. So stellte ich mir vor, der Maulwurf sei ein Tier mit einer bedruckten Zeitungshaut. Es dauerte lange, bis ich, auf einer Wahlveranstaltung, diesen inneren Maulwurf fand: es war S. Nie werde ich die kreischenden Stimmen vergessen, die ihn umflogen – schon deshalb nicht, weil eine davon meiner damaligen Partnerin gehörte.
Auch vor S macht das Alter nicht halt. Je stärker sein Scheidungsgebaren sich dem von Hollywood-Stars angleicht, desto lauter erklingt der emanzipierte Hämechor. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass jede Haus, Mann, Kind stehen- und liegenließe, um dem Wink seines fetten Ringfingers zu folgen. – gui
Sackbrenner
Sackbrenner, Sieglinde
Genderprofessorin

Besonderes Kennzeichen: Apricot

Diese Dame kennt man aus allzu vielen vielen Beschreibungen, Verhöhnungen, Sottisen, Sackbrennereien. Aber kennt man sie wirklich? Ich habe meine Zweifel. Sieglinde Sackbrenner ist ein Stereotyp, wie es im Buche steht. Aber wie es mit Stereotypen so geht: sie zeigt sich lebendiger als mancher Mensch aus Fleisch und Blut, dem man Abends an der Theke begegnet. Woran das liegt? Keine Ahnung! (weiteres Stereotyp) – gui
Sängerin
Sängerin

Das ist die Fischer. Die kennt doch jeder.

Auch Stars besitzen, nicht anders als gewöhnliche Menschen, ein Vorleben. Wer weiß schon, wie lange diese hier als Küstenbarbie an den weißen Stränden der Nordsee tingelte, bevor (Sylt?) ihre Stunde schlug? Ganz recht, sie ging mir damals auf die Nerven; hätte ich gewusst, welch steile Karriere ihr bevorstand, wer weiß? Vielleicht hätte ich damals schon die hohe Originalität ihrer Sangeskunst zu würdigen gewusst, statt nur elende Nachahmerei am Werk zu sehen. Sage niemand, sein Urteil sei unbestechlich: so etwas gibt es nicht.
Schaufensterfrau
Schaufensterfrau

Eine Art Maskottchen (?)

Big-Brother-Is-Watching-You-Aktionen kamen in Mode, sobald das Bewusstsein umfassender Überwachung sich in das Lebensgefühl der Massen einschlich: als trotzige Preisgabe privater Posen und Szenen, gleichsam als könne man die Ausforschung durch eine Art Gegenzauber zur Wirkungslosigkeit verdammen. Doch selten bleibt der Trotz bei sich stehen. Auch dieses Spiel steigerte sich zur Sucht, bis es eines Tages wieder verschwand, als habe es nie existiert. – gui

Schaufenstermann
Schaufenstermann

Wohin mit ihm?

Gute Frage. Man könnte über den Zusammenhang zwischen Körperexposition (programmatischem Exhibitionismus!) und schlechter Schauspielerei sinnieren. Welches Interesse beansprucht eine solche Person? Welche Hasswolken rührt sie auf (als handle es sich um eine Unterwasser-Szene)? Was geht in ihr vor? (Unwichtigster Aspekt!)
Ich weiß es nicht. – gui

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Schipfang
Schipfang, Carsten
Skipper

Skipper. Als sei damit alles gesagt. Dass Schipfang, väterlich besorgt um Hieros Seelenheil, sich an das Fu-Projekt wandte, gehört für mich zu den denkwürdigsten Episoden dieser an Überraschungen reichen Geschichte. Ich weiß nicht, wie es R damit ging, im Grunde kann es ihn nur peinlich berührt haben. Es ist und bleibt aber ein deutliches Zeichen dafür, dass Gesellschaft, bei aller Steuerbarkeit, in ihren privaten Bezirken tief im Unberechenbaren verharrt. Ob Hiero davon weiß?
Was wir Fortschritt nennen, ist vielleicht nur die langsame Auffaltung eines Vulkans, der irgendwann Tod und Verderben speit. – gui

Seidenschnur
Seidenschnur
NoFuP

Akademischer Rat.

Kofferträger bei Friedenwanger. Verpasst dreimal die Habilitation. – gui
Sibla
Sibla
FuP
Protokoll: 3-1

Musiker. Verheiratet mit Kitty.

Gefragt, was er von Sibla halte
verweist der Gast auf seine Alte.

Niemals eine solche Definitionsmacht der Frau über den Mann gesehen wie bei diesem Paar. Wo Kitty redet, schweigt Sibla, und wenn er redet, so nimmt sich zwar alles, wovon sie redete, in seinem Mund anders aus, aber er widerspricht ihr nie. Er verlässt den Raum, aber er widerspricht nicht. Er hat eine große Übung darin erworben, den gemeinsamen Raum zu verlassen, ohne aufzustehen oder auch nur ein Glied zu bewegen. Sie sind ein altes Paar, wohlgemerkt, ein Paar danach. Sibla, den es nach Frische dürstet, träumt von Reisen, nicht anders als Kitty, manchmal träumen sie gemeinsam vom Aufbruch, das ist der Kitt, der sie zusammenhält. Existierten sie je? Oder stehen sie hier, Rs Phantasie entsprungen, als gäbe es eine andere, klarere Wirklichkeit, in der nur Leute herumlaufen, wie der Geist sie braucht, um arbeiten zu können und die Welt zu gliedern um ihrer Erkennbarkeit willen? Ich weiß es nicht. Sibla ist der zu lang durch die Brille einer Frau gesehene Mann. Sie liebt ihn nicht und sie zerstört ihn doch. – gui

Stadtmaus
Stadtmaus

Hauptstadtschriftsteller.
Komischer Name.

Persönlich betrachte ich Stadtmaus als eine Art Banksy der Literatur, und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Der Name ›Stadtmaus‹ ist nirgends verbürgt. Offenbar handelt es sich um einen Decknamen oder Avatar.
  2. R kommt an keiner Stelle auf ihn zurück, so dass jede Spurensuche von vornherein ausssichtslos erscheint.
  3. Ein ›Hauptstadtdichter‹, der konspirative Verbindungen in die Welt der Wissenschaft zum Zweck der Menschenjagd unterhält, sollte jeden Zeithistoriker aufhorchen lassen.
  4. Der Ausdruck ›Hauptstadtdichter‹ evoziert Metropolenbewusstsein, aber wo steckt die Metropole? Wo müsste man Stadtmaus suchen? Berlin? Wien? Moskau? In der Hauptstadt der untergegangenen und als Geheimbund fortexistierenden DDR? Man darf nicht vergessen, dass letztere weit innigere Bande in die quicklebendige Ruhrstadt unterhält als sämtliche anderen Hauptstädte der Welt (Erkennungszeichen: abgespreizter Daumen an geballter Arbeiterfaust). Vielleicht verbirgt sich hinter ›Stadtmaus‹ ein Einflussagent? Ein Agentenführer? Und welches Licht würfe das nun wieder auf Rs Kollegen Struwwe samt seiner menschenverachtenden Leidenschaft?

Ich lasse das mal so stehen. – gui

Starck
Professor Starck
FuP

Gastdozent in der Pyramide.

Diesen Philosophen liebe ich. Kann man Philosophen lieben? Darf man Philosophen lieben?
Nun gut, ich mag ihn. Wer mag ihn nicht? Er ist das Urbild des Denkers ohne Œuvre, der viel publiziert hat – Würdigungen, Widmungen, Beipflichtungen, Kommentare – und darüber das Eigene vergaß.
Wirklich vergaß? Einmal habe ihm diese Frage gestellt und war erstaunt über die jäh in seine Augen tretende … Hilflosigkeit. Ja, damals habe ich mich für die Bloßstellung geschämt. Starck geht seinen Weg, solange er sich sein Ich verschleiert.
Möge er ihn weitergehen – jetzt und in alle Ewigkeit.
Starck, der Gemeinschaftskritiker, lebt in Gemeinschaft auf. Nicht in einer, nein, in vielen. Vor allem bedarf er der Gemeinschaft mit Frauen, einer hier, einer da, sie dürfen nichts voneinander wissen und wissen es alle, vor allem, weil er seine Verschleierungen so dilettantisch inszeniert, dass nur er selbst ihnen traut. Er hat auch ein Buch über die Notwendigkeit der Lüge geschrieben, natürlich im Kantischen Sinn, was ihn deshalb reizte, weil Kant, wie alle Welt weiß, der Lüge so abhold war, dass er sie aus dem Kreis der zu rechtfertigenden Handlungen verbannte.
Nicht so Starck.
Sein Kant weiß um die Zwecklosigkeit des Versuchs, sie auszurotten: Er verfügt daher ihre Bloßstellung. Aber Lügen, eine wie die andere, sind bloß dann als Lügen erkennbar, wenn sie bloßgestellt werden, jede Bloßstellung singt ihr Lob, weil sie den Lügner moralisch vernichtet. Nicht die Lüge, den Lügner trifft der Abscheu.
Kein Kantianer würde diese Differenz gelten lassen. Starck – nie darf er es erfahren! – ist kein Kantianer. Er ist Königsbergianer und verbreitet mit dem Enthusiasmus des lange Zeit Eingeschnürten die Luft, die dort, wenn man ihm folgt, geatmet wurde. – gui
Steinschwafel
Professor em. Steinschwafel

Urgestein.

Ist ›Urgestein‹ ein Beruf? Ich bin mir nicht sicher, lasse mich aber gern belehren. Steinschwafel: der prominente Denker mit einer Vergangenheit, die fest im NS-Bildungssystem wurzelt. Wie so vielen, gelang es auch ihm, sich als Opfer für neue Aufgaben in Position zu bringen. Worin bestand seines? Ihm fehlte der ›Ruf‹ als krönender Abschluss einer emsig betriebenen Karriere. Also hat man ihn damals verweigert. Das konnte nachgeholt werden. Glücklich der Mann, dem auf so einfache Weise zu helfen ist.
Ich persönlich habe Steinschwafel noch in der Lehre kennen gelernt, Betonung auf ›noch‹, denn sein Ruhm, kaum verfestigt, wirkte bereits eigentümlich verbraucht. Es scheint in seiner Zunft, wie sicher auch in anderen, ein Bedarf an einfach gestrickten, unermüdlich die großen Figuren aus- und nachfahrenden Vordenkern zu existieren, denen man sich bedingungslos anvertraut, während man ihnen im Grunde seines Herzens misstraut. wohl wissend, dass sie im Innersten korrupt sind.
Woher weiß man das? Sie verraten es einem ja nicht. Dennoch kommt, wer zu lesen versteht und den Zeitindex zu Rate zieht, ihnen leicht auf die Spur. Steinschwafel zum Beispiel schaffte es, ein und denselben Aufsatz zweimal zu publizieren: einmal als NS-Propagandamaterial, das zweite Mal als hermeneutisches Glanzstück in einem Verlag, der linken Weltanalysen nach den vergangenen Exzessen gewöhnlich den Vorrang einräumte. Zugegeben, es ist, bei einigen umgestellten Kommata und einer Handvoll ausgewechselter Wörter, nicht ganz derselbe Text, obgleich erstaunlich zielstrebig in beiden Fällen auf dasselbe zielend: die einverstandene Mitte der Gesellschaft.
Nicht einverstanden muss Tronka gewesen sein, wenn die Hiero zugetragene Geschichte über den Zusammenstoß stimmt, der Tronka unversehens aus der Rolle des Jungstars für eine Reihe von Jahren in den Abgrund der Perspektivlosigkeit schleuderte. Wenn Tronka als Opfer der maßlosen Arroganz und hinterhältigen Treue Steinschwafels zum verleugneten Regime bezeichnet werden kann, dann gibt er diesen ›Status‹, wissentlich oder nicht, an Hiero weiter. Nichts erneuert sich leichter aus den Zufällen des Lebens als die eiserne Regel verspäteter Vorgesetzter: Man darf es den Kommenden nicht zu leicht machen. – gui
Stiefmutter
Stiefmutter

Siehe Guido.

Gewiss, es gab sie, bevor die Patchwork-Familie auf den Plan trat: die Stiefmutter. War sie, wie das Märchen es darstellt, böse? Wer mag das entscheiden? Sie war mühsam. Wir, mein Bruder und ich, machten ihr Mühe und sie gab sie zurück. Hätte es uns nicht gegeben, hätte sie die Beziehung leben können, die ihr vielleicht vorschwebte. Es gab uns aber, daran scheiterte ihr gutes Leben und zeitigte das schlechte, das niemals schlecht genannt werden durfte, weil das eine Sünde gewesen wäre. Ein Sünde? Gewiss. »Versündige dich nicht!« Unter diesem Spruch bin ich groß geworden. Sagen wir: er hat mich geprägt. Wie nicht sündigen, wenn der Schatten der Sünde gerade der ist, den man wirft? – gui
Strabo
Strabo
FuP

Gehört zum Tronka-Kreis (lose). Dauerliiert mit Irma.

»Strabo, du bist ein Schwätzer«. So sagte es eines Abends lachend eine von Pws durchlaufenden Freundinnen und niemand hatte Lust, ihr zu widersprechen. Die Szene ist nicht gesichert, aber glaubhaft.
Ehrlich gesagt, überraschte es mich nicht, ihn in Rs Projekt wieder auftauchen zu sehen. Ich hätte nichts anderes erwartet. Die Konstante in Strabos Leben ist der lebhafte Wunsch, nicht zu arbeiten. Er hat eine hohe Kunst darin entwickelt, ihn vorzutragen, als läge es in aller Interesse und als gehe der Menschheit eins ihrer wertvolleren Glieder verloren, ereilte das Schicksal der Allermeisten ihn doch.
Sein Interesse an Emanzipationsfragen, das weibliche Geschlecht betreffend, ist dementsprechend ungespielt und unstillbar. Irma, die ›voll emanzipierte Berufsfrau‹, die ein allgütiges Schicksal ihm über den Weg schickte, füllt ihn nicht aus, aber sie bietet Erfüllung, soweit seine Lebensplanung in Betracht steht.
Das nie geschriebene Buch seines Lebens trägt, wie er mir einmal gestand, den unverrückbaren Titel Nachdenken über den emanzipierten Mann. Allerdings kam ihm der französische Autor Houellebecq zuvor. Seit dessen Bücher den Markt bevölkern, ist Strabo im wahrsten Sinne des Wortes arbeitslos.
Macht es ihn unglücklich? Nicht doch. – gui
Streicher
Lutz C. Streicher

Konservativer Historiker. Teil der Viererbande.

Wer ist Streicher?
Frage nach Streicher und jeder nickt: Und ob ich den kenne!
Merke: Wer den ›unseligen‹ (sic!) Julius zum Namensvetter hat, braucht sich um Bekanntheit nicht zu bekümmern.
So kommt auch ein Lutz C. Streicher unter die Räder – halb zog es ihn hinab, halb brachte er eigene Vorschläge mit, doch im Ergebnis läuft seine Karriere darauf hinaus, dass er von denen geschätzt wird, die seine Bücher heimlich konsumieren, und diejenigen ihn verdammen, die ihn zitieren.
An dieser Arbeitsteilung ist nichts Ungewöhnliches, wenn man davon absieht, dass die politische Geometrie hier für eine gewisse Asymmetrie steht. Streicher gilt als Rechter, das ist bekannt, obwohl er selbst anderer Ansicht ist und unverdrossen die Trommel der Rechthaberei schlägt. Andere wie der Große Denunziator, die, zu Recht oder Unrecht, beim Publikum als links gelten, werden zwar von Linken zitiert, aber ihre Bücher werden eher von Leuten gelesen, die viel Zeit und Muße mitbringen oder eine Doktorarbeit schreiben wollen, während die Rechte sich nur ihrer Namen bemächtigt, um damit Schreckschüsse abzufeuern.
Das beantwortet nicht die eingangs aufgeworfene Frage. Wer ist Streicher? In meinen Augen ein rüstiger älterer Herr mit einem leicht aufgedunsenen, etwas zu weich gezeichneten Gesicht für die Rolle, die er vor der Gesellschaft spielt. Denn dort gilt er als ewiger Zuspitzer und Scharfmacher vor dem Herrn.
Streichers Utopie besteht darin, jedweden utopischen Gedanken operativ aus den Köpfen seiner Zeitgenossen zu entfernen oder wenigstens für alle Zeiten zu brandmarken. Dafür ist ihm kein Gedankengang zu lang, keine Sentenz zu bissig und keine Sottise zu billig. Das Feuilleton einer sich konservativ nennenden Tageszeitung, die seine Beiträge druckt, weil er ein Leser-Star ist, muss sich, wie man munkeln hört, stets erst wieder ein paar Wochen erholen, so sehr bringt er den dort ein- und ausgehenden Typus ins Schwanken.
Bei allem, was man über ihn ausschütten mag: Streicher ist ein Herr und nicht etwa Herr Sowieso. Das macht schon einen Unterschied.
Er ist alt geworden, Herr Streicher. »Wer ist Streicher?« fragen die jungen Leser. In einer Zeit, die selbst das Wort ›Landstreicher‹ aus ihrem aktiven Wortschatz gestrichen hat, kann auch ein Streicher verblassen. Und das ist vielleicht gut so. – gui

Struwwe
Professor Struwwe

Freundliche Indifferenz. Attenzione!

Was auffällt: R scheut sich, das Porträt des kollegialen Denunzianten zu Ende zu führen, vermutlich hält er ihn für nicht satisfaktionsfähig (erinnere dich an die Bemerkungen über das Duell!): Wer kein wirklicher Gegner ist, sondern nur ein Eintunker, der soll für immer auf dem Grunde des Schweigens ruhen, das über so viele Weltdinge hinwegrollt, die dringend besprochen werden müssten.
Ehrlich gesagt, ich sehe keinen Grund, R darin nicht zu folgen. Vielleicht bestand der größte Fehler nach dem Zusammenbruch des Ostens darin, die billigen Denunzianten zu verfolgen statt ihre Auftraggeber, die bald wieder in den Parlamenten saßen und über die Vergangenheit verfügten, als gehöre sie ihnen jetzt erst recht.
Doch wo säße der Auftraggeber eines Struwwe? Ein Struwwe hat keinen Auftraggeber, er trägt direkt über dem Herzen ein Parteibuch, das ihm seine Empfindungen diktiert. Folglich könnte man ihn einen Empfindungstäter nennen.
Empfinden Sie wohl, Herr Struwwe! – gui

Stutenkeil
Apl. Prof. Dominik Stutenkeil
Akademischer Rat
FuP
 
 

Informatiker.

»Stutenkeil ist nicht dumm.« So ein Satz, auf einem Symposium, also öffentlich, ausgesprochen, macht rasch die Runde.
Unabweislich erhebt sich die Frage: Was ist er dann?
»Was ist Stutenkeil?«, fragen sich die Kollegen, wenn sie seiner eleganten Erscheinung nachblicken, denn meistens ist er an ihnen vorbeigerauscht, bevor sie ihn richtig wahrnehmen konnten. Sie fragen nicht, wer er ist, denn das versteht sich von selbst: ein Aufschneider, ein Figaro hier, Figaro da, ein Vortragsterminwahrnehmer, wie er im Buche steht, könnte an den Fingern jeder Hand einen Ruf haben, aber… Was ist Stutenkeil?
»Die eigene Frage als Gestalt«, juxt da einer, wissend, dass die Bemerkung mit Seriositätsverlust nicht unter fünf Jahren bestraft wird, es sei denn, die Zeiten ändern sich. Das Bonmot ist es ihm wert. – gui

Tellerman
Jurij Tellerman

Spinner.

Der Erfinder der toxischen Männlichkeit.
Sie erinnern sich an Jurij Tellerman? Nein? Von welchem Planeten sind Sie denn eingeflogen? Immerhin gehört er zu jenen Menschen, die einmal in ihrem Leben in aller Munde sind, Inhaber des berühmten Minutenruhms, der rechtens jedem zustände. Wie fühlt es sich an, in aller Munde zu sein, besser, gewesen zu sein, denn darauf läuft es hinaus?
Tellerman, der Mann spannender Syllogismen, folgerte einmal messerscharf: Wenn die Menschheit Gift für den Planeten ist, dann ist der Mann Gift für die Frau. Ohne Männer keine Fortpflanzung, ohne Fortpflanzung keine Intoxikation, ohne Intoxikation eine immerdar blühende Erde – das ist Tellerman (1), es gibt auch noch einen zweiten.
Tellerman (2) hat sich der Bekehrung der Männerwelt verschrieben, der Abkehr des verfluchten Geschlechts von seinen innersten Instinkten und den daraus entstandenen barbarischen Lebensformen. Dieser Krieg (denn um einen solchen handelt es sich) wird voraussichtlich ewig währen. Doch das ist kein Schaden, denn solange bleibt Tellerman im Geschäft.
Ein besseres Geschäftsmodell gibt es nicht.
Der dritte Tellerman ist Mystiker des geschlechtslosen Geschlechts. Er lebt vom Vorgeschmack und wenige nur wissen von seiner Existenz.

*

Menschen wie Tellerman tauchten nach der Abwicklung des Sowjetimperiums überall in den Metropolen der westlichen Welt auf, vorzugsweise in New York: Glücksritter der ältesten Schule, passionierte Angeber und Scharlatane, willens, sich ihren Teil vom Ganzen abzuschneiden, und koste es auch den Verstand von Millionen. Eben darin besteht ihre Passion: den Menschen den Verstand abzuschwatzen. Sie treffen damit den innersten Nerv des westlichen Menschen, manche nennen ihn Dekadenz. Doch diese Dekadenz ist alt. Der westliche Mensch will glauben. Er hat den Willen zum Glauben an die Stelle des Glaubens gesetzt und stürzt sich auf jedes neue Angebot, je absurder, desto begieriger. Credo quia absurdum. Das Absurde ist das Lebenselixier der Moderne, es darf nur nicht so genannt werden.
Sobald die Absurdität das Geschlecht ergreift (das an sich bereits absurd ist), wird Fortpflanzung zu dem, als das sie den Anachoreten bereits galt, bevor das biblische ›Seid fruchtbar und mehret euch!‹ erneut das Feld gewann: ein Ärgernis. Wie Kernkraftwerke und andere nützliche Übel ist man daher bestrebt, sie außerhalb der Landesgrenzen – und des Kulturkreises – anzusiedeln und damit die Zukunft selbst zu einem Importartikel zu machen. Das gehört zu seiner Exzentrizität.
– gui

Teuschner
Professor Teuschner
FuP

Besondere Kennzeichen: Pyramidenbewohner.
Außerhalb der Pyramide nicht überlebensfähig.

Iris’ (oder wessen auch sonst) krasses Urteil ist gerechtfertigt. Wäre die Pyramide ein Klettergerüst auf einem Kinderspielplatz, dann wäre Teuschner das Kind, das in einer Ecke sitzt und aufpasst, dass niemand von der Stange geht. Nicht, weil es ihm ums Spiel ginge, sondern weil es den Augenblick fürchtet, in dem es selbst gefordert wäre. Ihn hinauszuschieben ist sein einziger Wille.
Ein Mittel dazu besteht darin, Leistung in einer imaginären Vergangenheit zu generieren. Ein anderes, laufend neue Projekte mit anderen aufzulegen: Wenn du, dann ich. Immer muss der andere den ersten Schritt gehen. Auf den zweiten, den Teuschner gehen müsste, wartet er dann vergeblich. Seine Spezialität sind Handbücher: Gemeinschaftsprojekte, die viel Abstimmung erfordern und eine Vielzahl von Treffen aller Beteiligten einschließen.
Auf ihnen tritt Teuschner auf, als sei er der Wächter des wahren Projekts, das durch die Fortschritte der anderen verwässert zu werden drohe. Wer angereist ist, um sich über seine mangelnde Teilhabe zu beschweren, findet sich unvermittelt auf der Anklagebank wieder. Am Ende fahren alle voll der Zuversicht nach Hause, jetzt endlich komme die Angelegenheit in Schwung. Doch darauf können sie lange warten.
Teuschner als FuP, das erscheint widersinnig (ist es wohl auch), macht aber (aus seiner Perspektive) Sinn. Auch hier tritt er als der passive Pol des Projekts auf. Unwillkürlich reiht er sich unter seine Macher ein, also R und vor allem Iris, die er zu allerlei Handreichungen heranzuziehen versucht. Doch das bleibt, wie man wohl sagt, falsches Bewusstsein.
Existieren Protokolle? Die Suche läuft. Unschätzbar, ließe sich hier etwas finden. – gui
Tilman
Tilman D

Ehem. Assistent von Streicher. Studienfreund R.

Man of Pride. – gui
Tilo
Tilo der Gerechte
Professor für Sprachanalyse

Statthalter

Unter den Bauernfängern der sogenannten sprachanalytischen Schule darf Tilo sich in der Rolle eines Statthalters sonnen. Wann immer eine Schule in ferne Länder expandiert, tritt dieser Typus auf: wenig innovativ (… »schafft nur neue theoretische Unsicherheit, also kontraproduktiv«), dafür von jener summarischen – und summierenden – Geistesbildung, die es dazu drängt, den Bestand einer Theorie aufzuschreiben, um ihr neue Proselyten zuzuführen. Tilo macht das gut, auch der Verlag tut das seine dazu, um ein Schul-Buch in die Welt zu setzen, das zehn Jahre als Bibel der Bewegung gilt. Zu den Zeiten, die uns hier beschäftigen, umfassen zehn Jahre einen theoretischen Zyklus, das heißt die Zeit, nach der sich das forschende Volk neu zu orientieren beginnt. Heute, nachdem der Staat sich der Schlüsselfächer bemächtigt hat und auf Planungssicherheit drängt, ist diese Regel außer Kraft gesetzt. So vegetieren jetzt Theorien, mit viel Staatsknete gepäppelt, als Untote an noch immer berühmten Orten dahin, an denen theoretisch längst über sie gelacht werden ... dürfte. In jenem vergangenen System durfte sich Tilo zu den Erfolgreichen zählen, den Systemwendern, denen es gelang, ein neues Forschungsparadigma zu etablieren. Was wäre er heute? Ein Aktivisten-Einbläser? Funktionär? Talkshow-Dauergast? Medienphilosoph? Graue Eminenz? Er hat es vorgezogen, rechtzeitig zu sterben. So bleibt er, was er vielleicht bleiben wollte: eine studentische Reminiszenz. – gui
triphan
Louis Triphan
FuP

Nahostexperte. Trifft sich mit S (geheim!)

Eigentlich hätte Triphan für mich der Schlüssel zur Pyramide sein können. Ich lernte ihn vor Jahren auf einem Unternehmertreffen kennen: einen smarten Referenten mit beweglichen Manieren und einer etwas steifen Gedankenführung, wie sie jemandem eignet, der lange unter Verhältnissen gelebt hat, in denen ein falsches Wort rasch zum Verhängnis wird – ein Langweiler, wie ich, vielleicht vorschnell, fand, den ich rasch vergaß.
Auch für mich ist das hier so etwas wie sein geheimes Leben: Sieh an! (So trifft man sich wieder.)
Ich stelle mir Rs Überraschung vor, als Triphan sich für das Projekt meldete. Es muss telefonisch gewesen sein, unbedingt. – gui

Troll 1
Trolle 1 - 3

Tronka
Tronka
FuP

Pyramidenbewohner aus Not, später aus Überzeugung.

Ursprünglich Leckebusch-Assistent, bekommt einen Ruf in die Pyramide und wird dort ein anderer. Tronka, das ist: la déformation professionelle.
Der Einzelgänger, der nicht allein sein kann.
Das Genie in der Gesellschaft.
Die Gesellschaft, ins Bild des Genies gefasst.
Kein Genie, nirgends – nur ein Denkapparat, der selten zum Stillstand kommt.
Ein Körper, der denkt und denkt.
Was noch? Der Attribute sind viele.
Das seltenste Stück in Rs Schmetterlingssammlung.
Schinder Hieros (was ich für unverzeihlich halte).
Das Problem Tronka ist die Obdachlosigkeit hoher Intelligenz. Auf der Liste seiner Problemlagen kommt sie nicht vor. Intelligenz ist für ihn ein Rohstoff wie andere. Die einzig existierende Aufgabe besteht darin, sie auszubeuten. Wo sie nicht ausreicht, bleibt nur ein Achselzucken: Pech gehabt. Tronka, der das Glück hat, wie er mir selbst gelegentlich sagte, ein Leben unter Hochbegabten zu führen, geht dazu über, sie zu zerstören, nachdem ihn der langersehnte Ruf ereilt. Hier zeigt sich sein Hang zum Mittelmaß, zum Leiden, das in Verklärung vergeht.
Denker Tronka kennt kein ›Hienieden‹. Dabei lebt er es wie der demutvollste Klosterbruder. Kein Gesellschaftsmensch kann ihm das Wasser reichen. Jeder darf ihn verlachen und Tronka gibt ihm innerlich recht. Er lacht gern und viel, aber nicht über sich selbst. Der Stachel sitzt tief. Sein verborgenster Wunsch: nicht geboren zu sein. Sein oberflächlichster: die Fülle der Welt genießen. Sein gefühltester: Größe.
Sein kleinlichster: Liebe. – gui
Trüffler
Trüffler
NoFuP

Anlaufstelle Friedenwanger.

Tummler
Gottfried Tummler
Privatdozent
FuP

Uomo simpatico. Wo klemmt’s? (Vielleicht Lobbock?)

Ginge es nach Freundlichkeit, nichts könnte Tummlers Karriere aufhalten. So wie die Dinge liegen, fühlt er sich wundersam gebremst. Lobbock gibt ihm dieses gewisse Gefühl der Ebenbürtigkeit, das einer wie er braucht, will er sich bewegen. So bewegt er sich im Gleichtakt mit Lobbock, mit dem er sich unter vier Augen ›fetzt‹, wie er meint, während Lobbock, dankbar für jede Anregung, sich freut, dass der andere so kreativ aus sich herausgeht. Eine fruchtbare Arbeitsbeziehung, findet Lobbock, er schätzt Tummlers fachliche Phantasie und lenkt sie nüchtern auf seine Mühlen.
Was Tummler bei Lobbock sucht (und bekommt), nennt man in seinem Fach ›symbolisches Kapital‹, weniger gestelzt: Anerkennung. Nicht dass Lobbock ihn anerkennt, ist das Entscheidende, sondern dass er ihm den Weg zur Anerkennung der Zunft ebnet. Wenn sie zusammen aufs Podium gehen, ihre Aktentaschen aufklappen und die Powerpoint-Präsentation des Projekts, ›an dem sie gerade arbeiten‹, ihren vorgegebenen Lauf nimmt, dann rollen die Coins für sie beide. Das gefällt Tummler. Und Lobbock, der ungern teilt, stellt beruhigt fest, dass er der erste ist, der bei diesem Spiel gewinnt.
Ist Tummler gut? Nein, ist er nicht. Er ist eifrig, er platzt vor Eifer, gut zu sein, und dieser Eifer lässt, was immer er produziert, sperrig erscheinen. Es ist aber eine Sperrigkeit zweiter Hand, aus Anstelligkeit entsprungen, die ihr Ziel nicht findet. Weiß das Lobbock? Schwer zu ergründen. Er ist zu sehr auf ihn angewiesen.
Kommentieren macht Spaß. – gui

Guidos Vater
Vater

Siehe Guido.

Gerade gestern habe ich über ihn gesprochen. Warum? Welches Bedürfnis treibt mich, über ihn zu sprechen? Ich habe ihn geliebt, ich habe ihn gehasst. Heute stellt sich mir die Charakterfrage. Besaß er Charakter? Besitze ich Charakter? Er oder ich – zusammen nie. Dieses ›er oder ich‹ überkam mich in Nizza, an einem heiteren Nachmittag, vor der Nacht, in der er starb. Es war ein starker Affekt, mir unerklärlich, aber ich verstand, dass hier Klärungsbedarf heranwuchs. Spreche ich ihm Charakter ab, neigt sich die Waage zu meinen Gunsten, bis sie den Boden berührt: eine unangenehme Empfindung, die signalisiert, dass hier mit falschem Gewicht gemessen wird. Spreche ich ihm Charakter zu, wütet die Instanz in meinem Inneren: Lüge. Ich nenne ihn einen Zurechtkommer: einen, der zurechtkommen musste und dort, wo er es für nötig befand, geschmeidig sein konnte, vielleicht über die Maßen geschmeidig wurde; dafür rächte er sich in den eigenen vier Wänden. Immerhin: er besaß welche. Wenn ich wandlos lebe, dann verdanke ich das ihm. – gui
Viererbande
Viererbande

Siehe: der große Denunziator.

Zur Viererbande gehören (angeblich):
a) Killus
b) Streicher
c) Hurtenschwang
d) Liebermaus.

Warbede
Warbede
FuP

Embede, Warbede, Wilbede: Die starke Truppe.

Keine Ahnung, wie R & Co. es anstellten: diese Drei scheinen aufs Geratewohl von der Straße geholt und in die Namen der drei ursprünglich keltischen Nornen des Wormser Reliefs gestopft – Jungfrauen in jenem erweiterten Sinn, der dem Mittelalter sehr gegenwärtig war und seither von Generation zu Generation aufs Neue entdeckt werden muss.

Barbara mit dem Turm,
Margarete mit dem Wurm,
Katharina mit dem Radel
das sind die drei heiligen Madel!

Warum fides, spes, caritas – Glaube, Hoffnung, Liebe? Meine unmaßgebliche Deutung lautet: Ohne die vom Christentum eingepflegten Grundwerte stockte der Gang der Geschichte. Diese drei aber machen Geschichte, halleluja. In ihren losen Reden blitzt das Sichelrad, dessen Speichen niemand sich naht, der mit dem Leben davonkommen will.
Der Feminismus der Straße kennt keinen Stillstand, er kennt keine Erfüllung, er ist voll der selbstverordneten Gnade, solange das Rad sich dreht. Was wäre der Glaube ans selbstgewirkte Geschlecht ohne die Hoffnung, es könne sich in Liebe erfüllen? Wenig bis nichts. Andererseits: Was wäre Selbstliebe ohne die Hoffnung, sich im Geschlecht zu erfüllen? Oder, um das Dreigestirn der karnevalistischen Blasphemien voll zu machen: No hope no zaster. Love it! – gui
Wassermann
Wassermann
Historiker

Privatdozent, später auswärtiger Gast.

Außenseiter der Pyramide. An seiner Bürotür prangt eine Zeitlang der Spruch:

Wassermann, du krasser Mann.
In der Not geh du voran.

Eines Tages ist er verschwunden. – gui

Wegenaer
Dr. Alois Stiebelpfand Wegenaer
FuP

Kunsthistoriker. Künstler. (Na watt denn nu?)

In meinem Bücherschrank stehen zwei Bücher von Wegenaer: The ART Box und Die Frage Homomaris. Im ersten erörtert er den kunstgeschichtlichen Vorlauf und die Prinzipien der BBox, auf die, seiner Ansicht nach, die gesamte Kunstentwicklung des Westens hinausläuft. Es ist ein umfangreiches Werk, vollgestopft mit großformatigen Abbildungen und gestützt auf waghalsige Analogien, deren Seriosität ich nicht beurteilen kann. Das zweite ist ein eher schlank geratener Essay über die Frage: Darf ein Homomaris sein?
Da der Künstler Homomaris wirklich ist und seine Bilder ebenso existieren wie die Bilder und Objekte eines Gerhard Richter oder Joseph Beuys (oder, um eine weitere Perspektive zu wählen, die Sixtinische Madonna und Hokusais Ansichten des Fudschijama), handelt es sich dabei offensichtlich um die Frage der Zulassung: Darf ein Homomaris die geheiligte Schwelle der offiziellen Kunst überqueren oder zählt er zu den Verdammten der Hölle, die im Drahtverhau der Kunstdoktrinen, niedergemäht von den niemals in ihrer Wachsamkeit nachlassenden Hütern des Bestehenden, ihr Werk, ihre Gesundheit und schließlich ihr Leben lassen müssen?
Es versteht sich von selbst, dass in einem solchen Buch nicht die Klasse zählt, sondern die Tendenz. Kein Zweifel: Wegenaer führt hier gleichzeitig als Konkurrent und als Prüfsiegel-Erteiler das Wort. Nach Objektivität klingt das nicht. Dennoch muss ihn Homomaris zeitweise fast über Gebühr beschäftigt haben. So zieht sich unüberhörbar durch seine Ausführungen die verzweifelte Frage ›Der oder ich?‹
Das Wesen der Zeit, sagt Heraklit, ist Entzweiung. Wer sind dann die unerbittlichsten Repräsentanten der Entzweiung? Zweifellos all diejenigen, die nur in der Zeit leben. Sie haben ihre Zeit und wenn sie abtreten, ist es mit ihren Worten und Werken vorbei. – gui

Weinfus
James W. Weinfus
Auswärtige Beziehungen
Konferenzteilnehmer

Der Unvermeidliche.

Als Privatdozent der Einladung an eine amerikanische Universität gefolgt, hängengeblieben: es ist nie mehr gutzumachen. Ursprünglich Jakob Weinfaß, Spross einer Pfälzer Winzerfamilie. Ich nenne ihn den Zugeschalteten.
Viele gehen verloren, wenige aber bleiben zugeschaltet. – gui

Weißäcker
Prof. Weißäcker
FuP
Philosoph

Blondie.

Na, den Spitznamen kennen wir bereits. Schwelgt im Ausrichten von Tagungen. Der große Blonde mit der sanften Stimme. Buhlt um Momptis Gunst und wünscht ihn sich liebend gern zum Kollegen. – gui

Werferich
Prof. Werferich

Kommunikationswissenschaftlerin.

Bekanntlich begegnet man einander zweimal. Im wirklichen Leben begegnete ich Prof*ex (oder wie sie sich gerade nennen mochte) Werferich, als ich gerade ein Haus kaufen wollte. Sie betätigte sich nebenberuflich als Maklerin, jedenfalls verdiente sie ein hübsches Sümmchen dazu, wie sie mir lachend gestand, wobei ihr Lachen eigentümlich zwischen Lächeln und Gelächter stockte. Überhaupt schien mir dieses gleitende Stocken das Wesen der Person auszumachen: nicht unsympathisch, nicht sympathisch, nichts Bestimmtes dazwischen, aber alles in allem … gleitend eben.
Hat R sie gemocht? Jedenfalls gelang es ihm nicht, sie zur Teilnahme am Projekt zu bewegen. Vielleicht hat er’s auch gar nicht versucht. Menschen wie W bleiben massenhaft an den Universitäten hängen, weil sie nicht über die Entschlusskraft verfügen, sie zu verlassen. Dabei herrscht, wie man hört, Stellenknappheit in den Gefilden des Geistes und nur die Besten haben eine Chance, übernommen zu werden. Nur die Besten, wie der alte Steinschwafel sagt, nur die Besten. Woraus folgt, dass zufällig stets die Besten zur Stelle sind, falls sich irgendwo ein Einlassventil öffnet, um sich alsbald wieder zu schließen.
›Werferich ventiliert ihre Chancen‹, könnte als Spruch über so einem Leben hängen. Aber das wäre wohl ein Missverständnis. Denn eigentlich geht ihr das Landleben über alles. – gui

Westerling
Ingeborg Westerling

Sekretärin

Meine Sekretärin. Ohne sie wäre das alles – pardon! – nicht ins Rollen gekommen. gui

Wilbede
Wilbede
FuP

Embede, Warbede, Wilbede: Die starke Truppe.

Keine Ahnung, wie R & Co. es anstellten: diese Drei scheinen aufs Geratewohl von der Straße geholt und in die Namen der drei ursprünglich keltischen Nornen des Wormser Reliefs gestopft – Jungfrauen in jenem erweiterten Sinn, der dem Mittelalter sehr gegenwärtig war und seither von Generation zu Generation aufs Neue entdeckt werden muss.

Barbara mit dem Turm,
Margarete mit dem Wurm,
Katharina mit dem Radel
das sind die drei heiligen Madel!

Warum fides, spes, caritas – Glaube, Hoffnung, Liebe? Meine unmaßgebliche Deutung lautet: Ohne die vom Christentum eingepflegten Grundwerte stockte der Gang der Geschichte. Diese drei aber machen Geschichte, halleluja. In ihren losen Reden blitzt das Sichelrad, dessen Speichen niemand sich naht, der mit dem Leben davonkommen will.
Der Feminismus der Straße kennt keinen Stillstand, er kennt keine Erfüllung, er ist voll der selbstverordneten Gnade, solange das Rad sich dreht. Was wäre der Glaube ans selbstgewirkte Geschlecht ohne die Hoffnung, es könne sich in Liebe erfüllen? Wenig bis nichts. Andererseits: Was wäre Selbstliebe ohne die Hoffnung, sich im Geschlecht zu erfüllen? Oder, um das Dreigestirn der karnevalistischen Blasphemien voll zu machen: No hope no zaster. Love it! – gui

Z
Z

Kollege Zufall beherrscht das Feld.

Wie recht sie doch hat. – Aber, Plaudertasche Hölzchen ausgenommen, wer weiß noch vom Lauscher an der Wand?
Z gehört in eine andere Zeit. Als die Germanistik, auferstanden aus Ruinen, gepäppelt mit amerikanischen Regierungsgeldern, im Saft stand, brachte sie seinesgleichen ganz selbstverständlich hervor: Persönlichkeiten, angefüllt mit Selbstbewusstsein, sich begierig der Literaturgeschichte bemächtigend, als werde dort Weltgeschichte geschrieben, ein wenig gewaltsam, um nicht zu sagen diktatorisch, aber das gehört nun einmal dazu. Ebenso Affären mit Schauspielerinnen resp. (seltener) Operndiven, gleichsam dem Fach geschuldet, das keine Trennung von Beruf und Privatleben zulässt.
In all diesen Fächern brachte Z es zum Meister. Heute ist sein Werk, die Memoiren abgerechnet, vergeben und vergessen, nur die Ältesten erinnern sich seiner noch und schmunzeln. – gui

Ziehausen
Prof. Ziehausen

Da zieht sie hin.

Hat eigentlich jemand ausgerechnet, wieviel Lebenszeit Professoren mit Aus- und Umzügen verbringen, die meisten davon geschlechtlich bedingt? – gui

Zimmerwirt
Zimmerwirt

Ein Rätsel ist Reinentsprungenes.

Einfach ist es nicht, den Absprung zu finden. Ein Zimmerwirt kommt da gerade zur rechten Zeit. – gui
Zürncke
Prof. Zürncke
Wirtschaftsgeschichte
NoFuP

Trotzkist. – gui